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1. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 218

1859 - Essen : Bädeker
218 Bücher — welche man ihm vorzeigte — für die seinigen anerkenne, und als er sich für deren Verfasser bekannte, fragte man ihn weiter: ob er be- reit sei, ihren Inhalt zu widerrufen. Da bat er sich verlegen Bedenk- zeit aus. Diese Bitte wurde ihm gewährt, doch mit der Bemerkung, daß er ja Zeit genug gehabt habe, zuvor darüber nachzudenken. Am folgenden Tage wies er die Aufforderung zum Widerrufe mit der Erklärung von sich: sein Gewissen erlaube ihm nicht zu widerrufen, so lange man ihn nicht durch die heilige Schrift widerlege. Es wurde ihm nun zwar das Einseitige dieser Berufung auf die h. Schrift dar- gethan, da er die h. Schrift nur nach seiner Auslegung verstand, und wirklich einige Bücher verwarf, z. B. den Brief des h. Apo- stels Jakobus, den er — weil darin, seiner Lehre entgegen, nicht bloß auf den Glauben, sondern auch auf die guten Werke gedrungen wird — einen Strohbrief nannte; es wurde ihm vorgehalten, daß sich alle Jrrlehrer in dieser einseitigen, selbstbeliebigen Weise auf die h. Schrift berufen und sich doch immer widersprochen hätten, was nur zu deutlich die Nothwendigkeit einer lehrenden Kirchen- autorität beweise, wie Christus selbst sie in seiner Kirche angeord- net habe*) —: aber alles war vergebens. — Der Reichstag entließ daher Luther mit dem Bescheide, daß er das Weitere abzu- warten habe. Nachdem der Kaiser öffentlich erklärt hatte, daß er die Irrlehren Luthers nicht dulden werde, wurde über Luther die Reichs- acht ausgesprochen, sowie gegen alle die, welche ihm anhangen und ihn schützen würden. Auf seiner Rückkehr von Worms nach Wittenberg ließ ihn sein Beschützer, der Kurfürst Friedrich von Sachsen, auf das Schloß Wartburg bringen. Sein dortiger Aufenthalt wurde vor Freunden und Feinden sorgsam verborgen gehalten. Er übersetzte hier die Bibel in die deutsche Sprache**). Später verließ er wider *) Christus sprach zu Petrus: „Du bist Petrus (Fels) und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen, und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen. Und dir will ich die Schlüssel des Himmelreichs geben. Was immer du binden wirst auf Erden, das soll auch nn Himmel gebunden sein, und was immer du lösen wirst auf Erden, das soll auch im Himmel gelöset sein." (Matth. 16, 18 u. 19.) — „Weide meine Lämmer — weide meine Schafe." (Joh. 21, 15—17.) Und zu allen, unter ihrem Oberhirten, Petrus, versammelten Aposteln sprach er: „Gehet hin und lehret alle Völker .... lehret, sie alles halten, was ich euch befohlen habe: und siehe ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt." (Matth. 28, 19 u. 20.) — „Ich will den Vater bitten, und er wird euch einen andern Tröster geben, damit er in Ewigkeit bet euch bleibe .... Derselbe wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was immer ich euch gesagt habe." (Joh. 14, 16-17 u. 26.) Mit diesen Worten setzte Christus das Lehramt in seiner Kirche ein, welches die Apostel unter ihrem Oberhaupte, dem Petrus, ausüben sollten. Dieser und die Apostel, sowie ihre rechtmäßigen Nachfolger, die Bischöfe, bilden die lehrende und richtende Kirche, welcher die z öttliche Unfehlbarkeit zugesichert ist. So wie aber das Hirtenamt der Apostel in den Bischöfen, als ihren Nachfolgern, fortlebt, so das Oberhirtenamt in dem Bischöfe zu Rom, in dem Papste, als dem Nachfolger des heiligen Petrus. Darum bekennen wir mit dem Apostel Paulus: „Die Kirche ist eine Säule und Grundfeste der Wahrheit." (1. Timoth. 3, 15.) **) Es war dieses aber keineswegs — wie oft behauptet wird — die erste deutsche Ueber- setzung; denn die erste geschriebene, hochdeutsche Übersetzung wurde schon 1378 durch Kai- ser Wenzel, und die erste gedruckte 1462 durch Johann Faust und Peter Schösser besorgt, welche letztere bereits in 13, zu Straßburg, Augsburg und Nürnberg erschr^ neuen Austagen vorhanden war. Außerdem war eine nied er sä ch fische (plattdeutsche) Übersetzung m mehrern Auflagen erschienen, und zwar 1480 zu Köln, 1499 zu Lübeck und 1522 zu Halberstadt.
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