1859 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Haesters, Albert
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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richtet, die Schwankenden zu befestigen, die Unwissenden zu
belehren, und es jedem sogleich zum Bewußtsein zu bringen,
wenn er sich in seinem Meinen und Denken von der Kirchenlehre
entfernte.
27. Der dreistigjähriae Krieq.
(1618-1648.)
Alle bisherigen Religionskämpfe in Deutschland waren nur ein
Vorspiel des langjährigen entsetzlichen Krieges, der unsägliches Elend
über das Vaterland brachte. Die Veranlassung war folgende:
Durch einen kaiserlichen Majestätsbrief war den protestantischen
Ständen (das heißt, dem Adel und den freien Städten) in
Böhmen erlaubt worden, auf ihrem Gebiete noch neue Kirchen
und Schulen ihres Glaubens zu errichten. Die Protestanten gin-
gen aber noch weiter, als ihnen hier gestattet war. Die protestantischen
Unterthanen von Prag und des Abtes von Braunau erbauten
eigenmächtig in dem Städtchen Klostergrab und zu Braunau zwei
Kirchen. Da wurde mit Genehmigung des kaiserlichen Hofes dir Kirche
zu Klostergrab niedergerissen, die zu Braunau gewaltsam gesperrt, und
die unruhigsten Bürger setzte man ins Gefängniß; denn durch den
Majestätsbrief hieß es, sei ein solcher Bau nur den protestantischen
Ständen aus ihrem Gebiete, nicht aber den protestantischen Unter-
thanen katholischer Stände bewilligt worden. Hierüber entstand
eine allgemeine Bewegung unter den Protestanten. Sie beschuldigten
den Kaiser Matthias öffentlich der Rechtsverletzung und richteten ein
unangemessenes Schreiben an ihn. Als der Kaiser strenge antwortete,
drangen Abgesandte der Protestanten bewaffnet in das Schloß zu
Prag und warfen zwei kaiserlichen Räthe, welche die Antwort des
Kaisers entworfen haben sollten, sammt dem Geheimschreiber durchs
Fenster 80 Fuß tief in den Schloßgraben hinab. Diese Mißhandlung
der kaiserlichen Beamten gab das Zeichen zur allgemeinen Empörung,
welche längst vorbereitet war. Um sich zu sichern, knüpften die An-
führer mit den deutschen Protestanten Verbindungen an. Vergebens
mahnte der Kaiser zum Frieden — und es begann der furchtbare
dreißigjährige Krieg (1618).
Alle Schrecknisse der Verheerung, des Raubes, Brandes
und Mordes wurden in diesem Kriege über das unglückliche deutsche
Vaterland verhängt — durch die kaiserlichen Schaaren unter
Tilly und Wallenstein sowohl, als auch durch die Dänen unter
Christian Iv., die Schweden unter Gustav Adolph, und die
Franzosen unter Türenne und Conde. Ströme von Blut wurden
vergossen, wehrlose Weiber und Kinder ermordet und Städte und
Dörfer verwüstet. Wo früher Wohlstand blühte, herrschte Noth und
Elend, ganze Gegenden waren entvölkert, Räuber und wilde Thiere
haus'ten, wo früher der Pflug gegangen war, und machten Wege, Dör-
fer und Städte unsicher, und erst, nachdem Deutschland eine große
Einöde geworden, kam zu Münster und Osnabrück der westphälische