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1. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 221

1859 - Essen : Bädeker
221 Friede zu Stande (1648), in welchem den Protestanten gleiche Rechte mit den Katholiken eingeräumt und zugleich festgesetzt wurde, daß sie alle Kirchen und Kirchengüter behalten sollten, die sie seit dem Jahre 1624, welches das Normcrljahr genannt wird, besaßen. Dort, wo Hermann einst die Legionen des Varus schlug und sein Vaterland von der Herrschaft der Römer befreite, da beugte jetzt Deutschland seinen Nacken und ließ von beutelustigen Fremden sich einen schmach- vollen Frieden diktiren, denn verschiedene Theile wurden jetzt vom deut- schen Reiche abgerissen. Frankreich erhielt das schöne Elsaß; Schweden bekam einen Theil von Pommern und die Insel Rügen und außer- dem 5 Millionen Thaler Kriegsentschädigung. Die ver- einigten Niederlande wurden als neuer Staat vom deutschen Reichsverbande losgerisien, und die Unabhängigkeit der Schweiz von Deutschland wurde anerkannt. Als daher die Friedenstrompeten das Ende des 30jährigen Krieges durch Deutschland verkündeten, da tönten wohl die Glocken hinab in die Straßen, um einzuladen zum Dankgebet im Tempel des Herrn. Aber man sah nicht zahlreiche, fröhliche Schaaren herbeieilen zum Gottes- hause; denn mehr als die Hälfte der Bevölkerung Deutschlands war nicht mehr. Väter und Brüder waren im Kriege gefallen, Mütter und Töchter hatte der Gram verzehrt und Kinder und Enkel der Hunger dahin gerafft. Die deutsche Kaiserwürde, die einst die erste in der Christenheit gewesen, stand jetzt machtlos da, und Deutschland war durch seine Zwietracht den Ausländern gegenüber so herabgewürdigt und geschwächt, daß Franzosen von da an ungestraft mehrere Gewaltthaten auf deutschem Boden verübten — daß sogar die Türken bis vor Wien in Deutsch- land eindrangen, und die Residenz des deutschen Kaisers vom 14. Juli bis zum 12. September 1683 belagerte^ und namenlosen Jammer über so viele Familien brachten. Denn Tausende von Männern, Frauen, Knaben und Mädchen, fielen entweder unter den Säbeln dieser bar- barischen Feinde, oder sie wurden als Sklaven fortgeführt. Möchten die Religionsstreitigkeiten der Deuffchen nie mehr mit leib- lichen, sondern nur mit geistigen Waffen der Wahrheit aus- gekämpft werden, eingedenk der Worte des Herrn: „Ein neues Gebot gebe ich euch, daß ihr euch einander liebet, wie ich euch geliebet habe, daß auch ihr euch einander liebet. Daran werden alle erkennen, daß ihr meine Jünger seid, wenn ihr euch lieb habet unter einander." (Joh. 13, 34. 35.) Kaiser Karl V. erlebte die Schrecknisse des 30jährigen Krieges nicht, er hatte schon nach dem schmalkaldischen Kriege (1556) seine Krone freiwillig niedergelegt und war — am Abend seines Lebens — in ein Kloster gegangen, wo er, fern vom Getümmel der Welt, das Ende seiner Tage beschloss (1558). — Während des 30jährigen Krieges waren auf dem deutschen Kaiserthron: Matthias (beim Beginn 1618) — Ferdinand Ii. (von 1619—1637), und Ferdinand 111. (von 1637—1657); aber die Belage-
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