1859 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Haesters, Albert
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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Friede zu Stande (1648), in welchem den Protestanten gleiche
Rechte mit den Katholiken eingeräumt und zugleich festgesetzt wurde,
daß sie alle Kirchen und Kirchengüter behalten sollten, die sie seit dem
Jahre 1624, welches das Normcrljahr genannt wird, besaßen. Dort,
wo Hermann einst die Legionen des Varus schlug und sein Vaterland
von der Herrschaft der Römer befreite, da beugte jetzt Deutschland
seinen Nacken und ließ von beutelustigen Fremden sich einen schmach-
vollen Frieden diktiren, denn verschiedene Theile wurden jetzt vom deut-
schen Reiche abgerissen. Frankreich erhielt das schöne Elsaß; Schweden
bekam einen Theil von Pommern und die Insel Rügen und außer-
dem 5 Millionen Thaler Kriegsentschädigung. Die ver-
einigten Niederlande wurden als neuer Staat vom deutschen
Reichsverbande losgerisien, und die Unabhängigkeit der Schweiz
von Deutschland wurde anerkannt.
Als daher die Friedenstrompeten das Ende des 30jährigen Krieges
durch Deutschland verkündeten, da tönten wohl die Glocken hinab in
die Straßen, um einzuladen zum Dankgebet im Tempel des Herrn.
Aber man sah nicht zahlreiche, fröhliche Schaaren herbeieilen zum Gottes-
hause; denn mehr als die Hälfte der Bevölkerung Deutschlands war
nicht mehr. Väter und Brüder waren im Kriege gefallen, Mütter und
Töchter hatte der Gram verzehrt und Kinder und Enkel der Hunger
dahin gerafft.
Die deutsche Kaiserwürde, die einst die erste in der Christenheit
gewesen, stand jetzt machtlos da, und Deutschland war durch seine
Zwietracht den Ausländern gegenüber so herabgewürdigt und geschwächt,
daß Franzosen von da an ungestraft mehrere Gewaltthaten auf deutschem
Boden verübten — daß sogar die Türken bis vor Wien in Deutsch-
land eindrangen, und die Residenz des deutschen Kaisers vom 14. Juli
bis zum 12. September 1683 belagerte^ und namenlosen Jammer
über so viele Familien brachten. Denn Tausende von Männern, Frauen,
Knaben und Mädchen, fielen entweder unter den Säbeln dieser bar-
barischen Feinde, oder sie wurden als Sklaven fortgeführt.
Möchten die Religionsstreitigkeiten der Deuffchen nie mehr mit leib-
lichen, sondern nur mit geistigen Waffen der Wahrheit aus-
gekämpft werden, eingedenk der Worte des Herrn: „Ein neues Gebot
gebe ich euch, daß ihr euch einander liebet, wie ich euch geliebet
habe, daß auch ihr euch einander liebet. Daran werden
alle erkennen, daß ihr meine Jünger seid, wenn ihr euch
lieb habet unter einander." (Joh. 13, 34. 35.)
Kaiser Karl V. erlebte die Schrecknisse des 30jährigen Krieges
nicht, er hatte schon nach dem schmalkaldischen Kriege (1556) seine
Krone freiwillig niedergelegt und war — am Abend seines Lebens — in ein
Kloster gegangen, wo er, fern vom Getümmel der Welt, das Ende seiner
Tage beschloss (1558). — Während des 30jährigen Krieges waren auf
dem deutschen Kaiserthron: Matthias (beim Beginn 1618) — Ferdinand Ii.
(von 1619—1637), und Ferdinand 111. (von 1637—1657); aber die Belage-