1859 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Haesters, Albert
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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ausmacht. — Viele Wüsten werden von Karavanen mit Kameelen,
Pferden und Eseln durchzogen; man sollte also glauben, es müßte durch
die Fußtritte so vieler Thiere eine bleibende Straße entstehen, und dies
ist auch wirklich eine Zeit lang der Fall. Nun aber stellen sich plötz-
lich gewaltige Wirbelwinde ein, die den Flugsand aufjagen, und so
werden in wenigen Stunden alle Spuren verweht.
Afrika ist die größte Halbinsel in der Welt und dreimal so
groß, als ganz Europa. Denn während Europa 182,000 Quadrac-
meilen hält, hat Afrika deren 550,000. Allein während in Europa
an 266 Millionen Menschen wohnen, nimmt man in dem dreimal
größeren Afrika nur 150 Millionen an. Doch kennen wir nicht viel
mehr von Afrika, als die Küsten, d. h. kaum zwei Fünftel des
Ganzen. Es läßt sich daher auch die Anzahl der Bewohner gar nicht
genau schätzen. Nach den neuesten Nachrichten hat man aber Grund,
zu vermuthen, daß das Innere theilweise viel besser angebaut ist und
zahlreicher bewohnt wird, als man bis jetzt glaubte.
„Und wer sind die Bewohner von Afrika?" Im nördlichen
Theile sind es Türken und Araber (Mauren oder Mohren);
weiter südlich kohlschwarze Neger mit wolligen Haaren, und noch weiter
gegen die südliche Spitze Hottentotten und Koffern. Zerstreut unter
ihnen leben auch Europäer und Juden. Die Neger wurden früher
gemeiniglich von den Europäern als Wesen von geringer Art, als eine
Gattung unvernünftiger Thiere angesehen, womit man Handel treiben
-kann, wie mit anderm Vieh, und das sich auch ebenso muß mißhandeln
lassen; allein mit sehr großem Unrechte. Die Neger sind verständige
Menschen, wie wir, ausgerüstet mit allen Gaben des Geistes und des
Herzens; nur haben sie nicht unsere Erziehung, unsere Bildung; ihr
Verstand hat nicht Gelegenheit, sich, wie der unsere, wissenschaftlich zu
entwickeln und zu schärfen. Ein berühmter Kopfrechner, Namens
Fulter, und ein noch größerer Astronom, Namens Bamaker, waren
Neger. Vielleicht leben noch tausend Genies ihrer Art, ungekannt
von uns, im Innern von Afrika, und sterben dahin, ohne das zu
werden, was sie unter uns würden geworden sein.
Die Afrikaner beschäftigen sich wenig mit dem Ackerbaue; und
bearbeiten sie die Erde, so geschieht es selten mit einem Pfluge. Viel
mehr Neigung haben sie zur Viehwirthschaft. In den inneren Theilen
des Landes ziehen sie umher mit ihren Heerden, die aus Schafen,
Rindern, Pferden und Kameelen bestehen. Die afrikanischen
Wüsten sind mit herrlichen, fruchtbaren Landstrichen untermischt, die
wie Inseln in einem Sandmeere liegen, und von Flüssen oder Seen
bewässert werden; hier sindet das Vieh reichliche Nahrung: die genüg-
samen Kameele sind aber auch mit den sparsamen, doch meistens wohl-
riechenden Pflanzen, oder mit den Dorngesträuchen zufrieden, die in
der Wüste wachsen. Solche fruchtbare Inseln im Sande n'ennt man
Oasis oder Oasen. Sie werden häufig bewohnt und sind meistens
durch eine Menge Dattelpalmen verschönert, die darauf wachsen.