1859 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Haesters, Albert
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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gedrückt; sie befindet sich in einem zusammengepressten Zu-
stande: und darum strebt sie, sich nach oben und unten,
nach rechts und links hin auszudehnen und drückt gegen
alle Körper. So drückt sie auch gegen die untere Öffnung
der Glasröhre und trägt das Wasser. Lässt man oben den
Finger los, so Hiesst sogleich das Wasser heraus; denn nun drückt
die Luft oben eben so stark als unten, und die Schwerkraft
zieht das Wasser zur Erde. —
Saugt man aus einem Fingerhute die Luft heraus, so sitzt
er an den Lippen fest. Die äussere Luft drückt ihn dagegen. Wäre
Luft in dem Fingerhute, so würde diese ihn eben so stark von den
Lippen fortdrücken, als die umgebende Luft ihn dagegen drückt. —
Beim Einathmen der Luft erweitern wir die Brusthöhle und
die Lungen; dadurch wird die Luft darin verdünnt, und die
äussere Luft wird durch den Druck der auf ihr lastenden Luft-
schicht -hereingetrieben. Beim Ausathmen aber verengern
wir die Brusthöhle, und es muss aus ihr die Luft ausströmen. —
Warum Hiesst aus dem offenen Hahn eines Fasses nichts, wenn
der Spund nicht geöffnet ist? — Warum aus einer vollen Kaffee-
kanne nichts, wenn der Deckel nicht geöffnet ist, oder wenn er ,
kein Loch hat? — Warum bleiben Schröpfköpfe auf der Haut
fest? —*)
Im Jahre 1650 hat ein Naturforscher, Otto von Guerike
in Magdeburg, eine Maschine erfunden, mittelst welcher man ein
Gefäss luftleer machen kann, und die man eine Luftpumpe
nennt. Er nahm zwei kupferne Halbkugeln. An jeder war ein
grosser Ring. Mit den Rändern wurden die Halbkugeln gut auf
einander gepasst, und dann wurde durch einen Hahn, der sich an
einer Halbkugel befand, mittels der Luftpumpe die Luft heraus-
gepumpt. Hierauf schloss man schnell den Hahn, dass die Luft
nicht wieder hineindringen konnte. Die beiden Halbkugeln wurden
nun bloss durch die äussere Luft so fest an einander gedrückt, dass
mehrere Pferde, an die auf beiden Seiten befindlichen Ringe ge-
spannt, nicht im Stande waren, dieselben aus einander zu reissen.
Als aber durch den Hahn wieder Luft hineingelassen wurde, fielen
sie von selbst auseinander.
Der Druck der atmosphärischen Luft ist aber nicht immer gleich,
einmal stärker, ein andermal schwächer. Um diese Veränderungen
des Druckes der Luft wahrzunehmen, dazu dient das Wetterglas.
Belehrung über das Wetterglas.
Mancher hat sein Wetterglas im Stüblein Langen, nicht erst
seit gestern,.sondern schon lange her, und er weiss doch nicht
recht, wie’s damit zugeht. — Darum wollen wir das Ding einmal
näher besehen.
*) Erklärung des Blasebalgs, der Brunnenpumpe und Feuerspritze.
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