1859 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Haesters, Albert
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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in Tyrol und Böhmen über 3000 Fuß hinunter in die Erde gehen,
so ist das doch wie gar nichts zu rechnen gegen die Dicke unseres Erd-
körpers, von seiner Oberfläche bis zu seinem Mittelpunkte. Denn
diese Dicke beträgt über 10 Millionen Ellen. Dagegen ist die Höhe,
auf welche der Mensch hier aus seiner lieben Erdoberfläche aus seinen
Thälern und Ebenen hinaufgestiegen ist, schon ungleich beträchtlicher,
denn der schöne Ortlesberg in Tyrol ist über 12,000 Fuß, der
Chimborasso in Amerika 20,000 Fuß und das Himalaya-Gebirge
in Asien 26,000 Fuß hoch.
Wenn man nun alles das, was die Menschen bei ihrem Hinunter-
graben in die Tiefe beobachteten, zusammennimmt, und dann mit dem
vergleicht, was die Naturforscher beim Hinaufsteigen auf die höchsten
Berge gefunden haben, so hat man alles beisammen, was wir über
den Vau des festen Erdkörpers bis jetzt wissen. Dies besteht unge-
fähr in Folgendem:
Tief unter der Erdoberfläche, auf der wir wohnen, scheint es große
Höhlen zu geben, die wohl meistens mit Wasser ausgefüllt sein mögen.
Denn bei großen Erdbeben, wie sie zuweilen in Asien und auch Lei unk
in Europa und Amerika zugleich waren, hat sich die Erschütterung öfters
fast zu nämlicher Zeit über eine Strecke von mehreren tausend Meilen,
z. B. im Jahre 1755 von Lissabon bis hinüber nach Amerika verbreitet.
In der Tiefe der Erde muß aber auch, wenigstens an manchen
Orten, Feuer oder sonst eine Ursache sein, welche große Wärme, um
sich her verbreitet. Denn wenn man in manche Bergschächte in Eng-
land, die zum Theil unter den Meeresgrund hinabreichen, und auch
in einige Bergschächte des sächsischen Erzgebirges hinunter steigt,
findet man da nicht bloß die gewöhnliche Wärme, die die Keller im
Winter haben, und die nur daher kommt, daß die Kälte der Luft
dahin nicht so eindringen kann, sondern eine andere selbstständige Wärme,
die immer zunimmt, je tiefer man hinabkommt, und die ihre Ursache
tief unter der Erdoberfläche haben muß.
Die feurigen und geschmolzenen Massen (Lava genannt), welche
die feuerspeienden Berge auswerfen, müssen auch aus einer sehr großen
Tiefe heraufkommen, und wahrscheinlich wohl eben daher, wo jene
von unten heraufdringende Wärme herkommt. Der berühmte Reisende
A. v. Humboldt hat in einen gerade damals ganz ruhigen Schlund
eines feuerspeienden Berges hinunter gesehen. Da sah er in einer
ungeheuren Tiefe, unten in einer weiten Höhlung, drei unterirdische
• Bergspitzen, aus denen oben Feuer und Rauch herausdrang. Auch im
Ätna sieht man, wenn er ganz ruhig ist, in der Tiefe unten das Feuer
beständig aufwallen, die Lavamafie wie ein siedendes Wasser immer
heraufkochen und wieder niedersinken.
Daß der eigentliche Heerd der Vulkane gar tief und weit entfernt
sein müsse, zeigen noch die öfters über 30 Meilen weit gehenden Erd-
beben, die bei solchen Ausbrüchen stattfinden. Überhaupt sind alle die
Erscheinungen, die bei großen vulkanischen Ausbrüchen vorkommen, gar