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1. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 374

1859 - Essen : Bädeker
374 vorgekrochen. In der Stadt soll er darauf hinarbeiten, daß die Tro- janer das hölzerne Pferd in die Mauern hineinziehen. Geben sich dann unsere Feinde sorglos dem Schlummer hin, so soll er uns ein Zeichen geben und die Stadt mit Feuer und Schwert zerstören helfen." Als Ulysses ansgeredet, priesen alle seinen erfinderischen Verstand; aber der Sohn des Achilles erhub sich unwillig und sprach: „Tapfere Männer pflegen ihre Feinde in offener Feldschlacht zu bekämpfen; da- durch müssen wir beweisen, daß wir die Lesiern Männer sind." Ulys- ses bewunderte den hochsinnigen Jüngling und erwiederte: „Du siehest wohl, wackerer Mann, daß selbst dein Vater, ein Halbgott an Muth und Stärke, diese herrliche Feste nicht zerstören konnte, und daß Tapfer- keit in der Welt nicht alles ausrichtet.^ Der Vorschlag wurde nun ohne Säumen ins Werk gesetzt. Die tapfersten Helden begaben sich durch eine Seitenthür in den Bauch des hölzernen Rosses, und die übrigen zogen sich zurück. Voll Freuden strömten die Trojaner herbei, und indem sie das Wunderroß anstaunten, beriethen sie stich darüber, ob sie es in die See werfen oder verbrennen sollten. Denen im Bauche des Pferdes wurde bei solchen Reden ganz unheimlich zu Muthe. Ein trojanischer Priester sprach warnend: „Meint ihr, eine Gabe der Danaer verberge keinen Betrug? Trauet dem Thiere nicht!" Mit diesen Worten stieß er eine eiserne Lanze hinein, und aus der Tiefe ertönte ein Wiederhall, wie aus einer Kellerhöhle. Während dies vorging, kam der schlaue Grieche herbei und spielte seine falsche Rolle, und alle glaubten dem Heuchler, welcher sprach: Von jeher war alle Hoffnung der Danaer auf die Hülfe der Göttin Athene gebaut. Seitdem aber aus dem Tempel, den sie bei euch zu Troja hat, ihr Bild, das Palladium entwendet worden, wurde die Göttin erzürnt, und das Glück hatte die Waffen der Danaer ver- lassen. Sie sind nun geflohen, um das Bild wieder herbei zu schaffen. Zuvor aber erbauten sie noch dieses hölzerne Pferd, das sie als Weih- geschenk für die beleidigte Göttin zurückließen, um ihren Zorn zu ver- söhnen. Man ließ diese Maschine darum so hoch bauen, damit ihr Trojaner sie nicht durch eure Thore in die Stadt bringen könntet, weil aus diese Weise der Schutz der Minerva euch zu Theil werden würde."* Darauf rissen die Trojaner die Mauern ihrer Stadt nieder, um dem unheilvollen Gaste den Weg zu bahnen; sie fügten Räder an die Füße des Rosses und zogen cs jubelnd in ihre heilige Burg, nicht achtend auf die Warnungen der Seherin Kassandra. Die Trojaner überließen sich die halbe Nacht hindurch der Freude bei Schmaus und Gelage. Unterdessen schlich sich jener Betrüger zu den Thoren und ließ als verabredetes Zeichen eine lodernde Fackel in die Lüfte wehen; dann pochte er leise an den hohlen Bauch des Pfer- des, und die Griechen kamen leise zum Vorschein. Mit gezüäen Schwertern verbreiteten sie sich in die Häuser der Stadt, und ein gräßliches Gemetzel entstand unter den schlaftrunkenen und berauschten Trojanern. Feuerbrände wurden in ihre Wohnungen geschleudert, und
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