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1. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 380

1859 - Essen : Bädeker
380 ihn mit der einen Hand, während er mit der andern dem Philipp den Brief reichte. Während Philipp las, trank Alexander ruhig die Arznei. Der Arzt war entrüstet über diese Verläumdung; doch Alexander suchte ihn zu beruhigen mit den Worten: „Der Ausgang wird dich rechtfertigen." Wirklich wurde Alex- anders Vertrauen durcb eine schleunige Genesung belohnt; denn schon am dritten Tage stand er wieder an der Spitze seines jubelnden Heeres. Unterdeffen war Darms Codomannus mit einem Heere von einer halben Million herangerückt. Bei dem «Ltädtchcn Jssus trafest die Heere auf einander; aber trotz der großen Überzahl wurden die Perser von den Macedoniern geschlagen. Schrecklich war das Gemetzel; über 100,000 Perser blieben in der Schlacht. Darius sprang aus seinem Wagen, ließ Mantel, Schild und Bogen zurück, warf sich auf'sein Pferd und jagte, ohne anzuhalten, Tag und Nacht fort. Seine Mutter, seine Frau, zwei Töchter und ein Sohn, das ganze Lager, voll von den größten Kostbar- keiten, fielen den Siegern in die Hände. Die gefangene Familie des Darms brach in lautes Wehklagen aus, weil sie glaubte, daß Darms erschlagen sei. Alexander aber tröstete sic und gab ihnen die Versicherung, daß Darius noch lebe. Er behandelte die hohen Gefangenen mit der größten Güte, als wäre die Familie eines Freundes zu ihm auf Besuch gekommen. Darauf zog er längs der Meeresküste weiter, eroberte Ty,rus, die berühmteste Handelsstadt der alten Welt, dann Palästina, ging nach Ägypten, eroberte cs und legte an der Mündung des Nil eine Stadt an, die er nach seinem Namen Alexandrien nannte. Jetzt erst wandte sich Alexander wieder nach Asien, um Darius zu verfolgen und die Eroberung des persischen Reiches zu vollenden. Er traf das persische Heer zwischen dm Städten Arbela und Gaugamela (in Assyrien). Die macedo- nischen Feldherren, erschrocken über die ungeheure Macht der Perser, riethen am Abende vor der Schlacht Alexandern, den Feind lieber in der Nacht anzugreifen. Alexander aber antwortete: „Nein, siebten will ich den Sieg nicht!" und legte sich sorglos zur Ruhe. Am andern Morgen weckte- ihn Parmenio und sprach: „Du schläfst ja so fest, als wenn du schon gesiegt hättest!" „Glaubst du denn nicht," antwortete Alexander, „daß wir schon so gut, wie gesiegt haben, da wir den Darius vor uns haben?" Der Kampf war sehr hitzig; die Perser fochten wie Verzweifelte; doch Alexanders Kriegskunst siegte. Durch diesen Sieg wurde er Herr des großen persischen Reichs. Der unglückliche Perscrkönig war geflohen; aber Alexander verfolgte ihn unablässig. Da kam er einst durch eine große Wüste, wo nirgend ein Tropfen Wasser war. Endlich hatte ein Soldat etwas aufgefunden und brachte es in seinem Helme dem Alexander. Als der König sah, daß seine Soldaten, eben so wie er, vor Durst lechzten, sprach er: „Soll ich der Einzige sein, der trinkt!" und goß das Wasser auf die Erde. Als die Soldaten solche Enthaltsamkeit ihres Königs sahen, riefen sie voll Verwunderung aus: „Auf, führe uns weiter, wir sind nicht müde, wir sind nicht durstig, wir halten uns nicht für sterblich, wenn ein solcher König uns führt!" Der flüchtige Darius wurde endlich von seinem eigenen Statthalter Bessus gefangen genommen und tödtlich verwundet. Alexanders Reiter fanden den unglück- lichen König in den letzten Zügen. Er bat sie um einen Trunk Wasser, welchen ein Macedvnier ihm reichte. Erquickt sprach der sterbende König: „Freund, das ist mein größtes Leiden, daß ich dir diese Wohlthat nicht vergelten kann; doch Alexander wird sie dir vergelten; und dem Alexander werden die Götter die Groß- rnuth vergelten, die er Miner Mutter, meiner Gattin und meinen Kindern erwiesen hat! Ich reiche ihm hier durch dich meine Rechte." Der Macedvnier ergriff sie, und Darius verschied. Gleich darauf kam Alexander. Er war sehr bewegt bet dem Anblicke, zog sein Oberkleid aus und breitete es über den Leichnam, den er mit großer Pracht beisetzen ließ. Jetzt eilte Alexander an der Spitze seines jubelnden Heeres siegend von Stadt zu Stadt, von Land zu Land. Doch bald Änderte sich der Sinn der Macedvnier. Sie wurden unwillig und murrten laut. Denn als dem Alexander das große persische Reich fast ganz Unterthan war, veränderte er seine Tracht und Sitten. Er heirathete eine schöne Perserin, kleidete sich selbst wie ein Perser und verlangte
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