1853 -
Hildesheim
: Gerstenberg
- Autor: Seffer, J. H. Ch.
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 7
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Hannover
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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an feie von feen verblendeten Franzosen bei dieser Revolu-
tion verübten schaufeervollen Thaten. Sie mordeten ihren
König, Ludwig Xvi. (1793); ließen viele tausende von
unschuldigen Menschen ihr Leben auf dem Blutgerüste en-
den. Jahrelang dauerte der Gräuel der Verwüstung
fort. Endlich erhob sich ein Mann unter ihnen, Napo-
leon, der es durch Lift und Gewalt dahin zu bringen
wußte, daß er französischer Kaiser ward. Er wußte
Deutschland seiner Gewaltherrschaft unterthänig zu machen,
und auf den Nacken des braven deutschen Volks ein schmäh-
liches Joch zu wälzen; aber das deutsche Volk ertrug
die Schmach nicht lange, und bcfreiete sich, unter Gottes
Beistände von der ungerechten Herrschaft.
Bei dem Streben Napoleons, alle Fürsten Europas dahin
zu bringen, sich seinem Willen zu fügen, griff er im Sommer
1812 mit einem Heere von mehr als einer halben Mil-
lion Soldaten Rußland an und eroberte Moskau, die
Hauptstadt desselben. Hier gedachte er den Winter hin-
durch sich mit seinem Heere auszuruhen, und im nächsten
Frühlinge die Eroberung des Reichs zu vollenden. Doch,
der Mensch denkt's, Gott lenkt's! Bald nach seinem Ein-
züge in Moskau sing hier ein Haus an zu brennen, und
dort eins; und bald stand die große, prächtige Stadt in
Flammen. Die Russen selbst sollen dies Opfer gebracht
haben, um den Feind zu vertreiben Der Himmel stand
ihnen bei. Früher als sonst brach ein grausender Wiir-
ter herein. Die Franzosen mußten zurück. Sie hatten
keinen Schutz gegen die Kälte; ihre Kleider waren zer-
rissen; ihre nackten Füße erstarrten auf den unabsehbaren
Sämecfeldern. Dörfer und Städte auf ihrem Wege wa-
ren zerstört; nirgend ein Obdach gegen den schneidenden
Wind; kein Bissen Brots, den schrecklichen Hunger zu
stillen. Gleich den Geiern stürzten die ausgehungerten
Menschen über jedes gefallene Pferd her, rissen mit Nä-
geln und Zähnen Stücke des rohen Fleisches herab und
schlangen sie herunter. Sank ein Mensch danieder, so
vielen Andere, oft noch während seines Todeskampfes
über ihn her, um sich mit seinen Lumpen etwas mehr zu
bedecken.
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