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1. Der kleine deutsche Jugendfreund - S. 20

1839 - Reutlingen : Fischer
— 20 — voll Kraft und Feuer vor sich zu haben meinen, so frisch ist Alles, und so weit entfernt von der gewöhnlichen Grä- melei des Alters. Aber die Jugend zu erhalten, ist eine eigene Knnst, die nur wenige Menschen fassen, wiewohl Jeder das Geschick dazu hat. Der ernstliche Wille fehlt einzig und allein, sonst wäre sie wohl allgemein in An- wendung. Doch was ich dir sage, gilt nicht von der äu- ßern, sondern blos von der innern Jugend: denn je- ne ist, wie die Blüthe des Baumes, eine fiüchtige Er- scheinung der Natur!" „Du sprichst in Räthseln, lieber Vater; erkläre dich uns deutlicher," baten die Kinder. „Wenn ihr unsern lieben Hansfreund Gotthold fra- gen würdet: Guter Greis, sage uns doch, wie du cs an- gefangen, daß das Alter deinem Geiste und Herzen nichts hat anhaben mögen, daß es nur deinen Leib heimgesucht, deine Seele aber frei gelassen hat? so würde er euch ganz kurz etwa so antworten: Nun, ich quälte mich nicht mit eitcln, unnöthigen Sorgen, sondern warf Alles, was mir Pein und Kummer hätte machen können, auf den Herrn, vor dessen Augen ich immerdar wandelte, den ich stets im Herzen hatte. Ward mir Regen geschickt, so dachte ich: der Himmel hat auch eine Sonne, die dich morgen erquicken wird, und so sah ich die Erde und das Leben immer mit heitern Augen an, wie ein Kind, das vor schwarzem Gewölk zwar augenblicklich erschrickt und zagt, aber wenn cs ausgeblitzt und ausgedonnert hat, sich auch sogleich wieder an der Bläue, die nun zum Vor- schein kommt, und an dem Sonnenlicht, das über die beregnete Flur bricht, herzlich freuet und erquickt. So würde er etwa antworten — und dann käme es auf euch an, ob ihr diese herrliche Kunst erlernen und anwen- den wolltet."
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