1839 -
Reutlingen
: Fischer
- Autor: Gebauer, Christian August
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
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Fesselte uns in den beiden genannten Abschnitten
vornämlich die Gegenwart, und die Vergangenheit, inso-
fern sie die Mutter jener ist: so theilt sich der dritte in die
Gegenwart und Zukunft, doch so, daß die letztere unsre
besondere Aufmerksamkeit auf sich zieht. Die Früchte sind
allenthalben eingesammelt; die Felder stehen leer; die
Wiesen entfärben sich; die Bäume verlieren ihr Laub;
die Vögel mit den sonnigen Tagen rüsten sich zum Abzug,
Nene Saaten zu künftigen Aerndten müssen der Erde an-
vertraut werden; was jetzt seine Farbe verliert, wird sie
einst wieder bekommen; was uns Lebewohl sagt, werden
wir wieder freundlich willkommen heißen. „So ziehet
denn hin, ihr glücklichen Wanderer, spricht dann wohl
der Mensch, wenn Kraniche und Lerchen die Luft über
ihm durchschneiden in leichtem Fluge, ziehet hin in die
Gegenden, nach denen ein innerer Trieb euch lockt, ihr
werdet grüne Felder und Bäume finden lind eine mildere
Luft; ich bleibe dahier, des Winters und seiner Stürme
nicht achtend, bis daß ich dereinst auch meine Wander-
schaft antrete. Und wenn der Frühling wieder auf unsern
Gestlden blüht, und alle die Wonne athmet, die ihm eigen
ist, da kommet ihr wieder und wohnet von neuem unter
uns. Wenn ich aber dahinziehe in das Land meiner
Sehnsucht, nach den lichten Auen der Verheißung, in
die grüne Dämmerung meines Frühlings: da kehre ich
nicht zurück! Und wen ich hier verlasse, der blickt mir
schmerzlich nach, folgt aber über kurz oder lang zu ewiger
Gemeinschaft. Jetzt will ich mich indessen deiner, du liebe
Erde, mir angewiesen von Gott zum Wohnplatz, noch
erfreuen, und die letzten sonnigen Tage des Jahres, und
die letzten Blumen und das letzte Grün in Gärten, Wie-
sen und Wäldern genießen in stiller, heiliger Freude.
Denn cs werden Tage, Wochen und Monate vergehen,