1839 -
Reutlingen
: Fischer
- Autor: Gebauer, Christian August
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
— 148 —
viele hungrige Kinder waren, denen gab er sein ganzes
Brot und Geld, und hatte dafür in der Lutte sein Ob-
dach. Sv wurde er wirklich sdcnn das mitgebrachte Al-
mosen ward immer reichlicher, weil der Kleine und seine
ihm stückweise abgefragte Geschichte in der Stadt immer
bekannter wurdet gerade in der Zeit des größten Man-
gels der wirkliche Erhalter und rettende Engel einiger
ganz armen und kinderreichen Familien, die entweder zu
schüchtern waren, um selbst Almosen zu erstehen, oder
nicht das Glück hatten, sv viel zu bekommen, wie der
kleine B er g m an n s kn a b e.
Aus jene Weise erhielt sich und andere der verirrte
Knabe wahrend der ganzen Zeit der großen Thcurung,
die indessen im höhnn Erzgebirge von Monat zu Monat
so heftig Angenommen hatte, daß an der aus dieser Roth
entstehenden Seuche ungemein viele arine Familien ganz
ausstarben, und viele arme Hütten ihre ganzen Bewoh-
ner verloren« Nachdem er lange in der Stadt,- und
dann auch, da er aus Liebe zur Veränderung sie verließ,
außer ihr seinen täglichen Unterhalt gefunden, reichli-
cher als jemals in der armen Hütte seiner Acltern, kommt
er einmal an einem Hcrbstabend, da eben die Sonne
über den Thürmen einer ans der nahen Anhöhe liegenden
Stadt untergehen wollte, ans eine Berghohe, von der
er nuten im Thal ein Dorf mit einer kleinen Kirche lie»
gen sieht. Das Dorf und die Kirche kommen ihm so be-
kannt vor, lind, nun schon dreister geworden, fragt er
einen Bauer, der ans der Anhöhe ackert, wie der Ort
hieße? Der antwortet Obcr-S. Da läuft der Kleine,
vor Freude außer sich, den Berg hinunter, und kommt
noch in der Dämmerung in's Dorf. Er findet gar bald
die wohlbekannte, liebe Hütte seiner Aeitern, klopft au
der Thüre an, aber die ist lind bleibt verschlossen. Aber"