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1. Der kleine deutsche Jugendfreund - S. 184

1839 - Reutlingen : Fischer
— 184 — Namens ein anderer, und bis auf diese Stunde weiß nvch Niemand, wie der wahre Vetter eigentlich heißt, ob und wo in Petersburg er wohnt. Also fuhr der arme Mann in großer Verlegenheit zwei Tage lang in der Stadt herum, und hatte Franzoslein feil. Aber Nie- mand wollte ihn fragen: „Wie theuer das Par lein ?« und der Herr Charles begehrte sie nicht einmal geschenkt, und war »och nicht Willens, eines zu behalten. Als aber ein Wort das andere gab, und ihm der Pole schlicht und menschlich ihr Schicksal und seine Noth erzählte, „eins," dachte er, „will ich ihm abnehmen," und es füllte sich immer wärmer in seinem Busen: „ich will ihm zwei abnehmen," dachte er, und als sich endlich die Kinder um ihn anschmiegten, meinend, er sey der Herr Vetter, und anfiengen, auf französisch zu weinen, denn der geneigte Leser wird auch schon bemerkt haben, daß die französischen Kinder anders weinen, und als der Herr Charles die Landesart erkannte, da rührte Gott sein Herz, an , daß ihm ward wie einem Vater, wenn- er die eigenen Kinder weinen und klagen sicht, und „in Gottes Namen," sagte er, „wenn's so ist, so will ich mich nicht entziehen," und nahm die Kinder an. „Setzt euch ein wenig nieder," sagte er zu dem Polen, „ich will euch ein Süpplein kochen lassen." Der Pole, mit gutem Appetit und leichtem Her- zen, aß die Suppe, und legte den Löffel weg, und blieb sitzen — er stund auf und blieb stehen. „Seyd so gut," sagte er endlich, „und fertigt mich jetzt ab, der Weg nach Wilna ist weit. Ans fünfhundert Rubel hat die Frau mit mir akkvrdirt." Da fuhr es doch dem milden- Menschen, dem Herrn Charles, über das Gesicht, wie der Schatten einer fliegenden Frühlingswvlke über die sonnenrciche Flur. „Guter Freund!" sagte er, „ihr kom-
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