1839 -
Reutlingen
: Fischer
- Autor: Gebauer, Christian August
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
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Der Tod des alten Eberhard Stilling.
Der alte Stilling fieng nunmehr an, seinen Va-
terernst abzulegen und gegen seine wenigen Hausgenossen
zärtlicher zu werden; besonders hielt er Heinrichen, der
nunmehr eilf Jahre alt war, viel von der Schule zu-
rück, und nahm ihn mit sich, wo er seiner Arbeit nach-
gieng; redete viel mit ihm von der Rechtschaffenheit ei-
nes Menschen in der Welt, besonders von seinem Ver-
halten gegen Gott; empfahl ihm gute Bücher, sonder-
lich die Bibel zu lesen :c. Einsmalen gierigen Vater
Stilling, Mariechcn und Heinrich des Morgens früh
in den Wald, um Brennholz zuzubereiten. Margare-
the hatte ihnen einen guten Milchbrei mit Brot und
Butter in einen Korb zusammengethan, welchen Marie-
chen auf dem Kopse trug; sie gieng den Wald hinauf
voran, Heinrich folgte, und erzählte mit aller Freude
die Historie von den vier Haymons-Kindcrn, und Va-
ter Stilling schritt, auf seine Holza.rt sich stützend, sei-
ner Gewohnheit nach, mühsam hinten darein, und horte
sieißig zu. Sie kamen endlich zu einem weit entlegenen
Ort des Waldes; wo sich eine grüne Ebene befand, die
an einem Ende einen schonen Brunnen hatte. Hier laßt
uns bleiben, sagte Vater Stilling, und setzte sich nie-
der; Mariechcn nahm ihren Korb ab, stellte ihn hin,
und setzte sich auch. Heinrich aber sah in seiner Seele
wieder die ägyptische Wüste vor sich, wvrinnen er gern
Antonius geworden wäre; bald darauf sah er den Brun-
nen der Mclusiua vor sich, und wünschte, daß er Ray-
mond wäre; dann vereinigten sich beide Ideen, und cs
wurde eine fromme, romantische Empfindung daraus, die
ihm allcs Schöne uird Gute dieser einsamen Gegend mit
höchster Wonne schmecken ließ. Vater Stilling stund