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1. Der kleine deutsche Jugendfreund - S. 203

1839 - Reutlingen : Fischer
205 — heiserer Schrei der beklommenen Brust ein wenig Lust. Meiriechen und Heinrich waren zuerst bei dem lieben Manne. Cr lag da, lang ausgestreckt, die Augen und der Mund waren geschlossen, die Hände noch vor der Brust gefalteu, und sein Odem gieng langsam und stark, wie bei einem gesunden Menschen, der ordentlich schläft; auch bemerkte man nirgend, daß er blutrünstig war. Mariechen weinte häufige Thränen auf sein Angesicht und jammerte beständig: „Ach, mein Vater! mein Vater!" Heinrich saß zu seinen Fußen, schluchzte und weinte. Indessen kam Margarethe auch hinzu; sie fiel neben ihm nieder auf die Knie, faßte ihren Mann um den Hals, rief ihm mit ihrer gewohnten Stimme ins Ohr, aber er gab kein Zeichen von sich. Die hel- denmüthige Frau stund auf, faßte Muth; auch war kei- ne Thräne aus ihren Augen gekommen. Einige Nach- barn waren indessen hinzugekommen, vergvßen Alle Thrä- nen, denn er war allgemein geliebt gewesen. Marga- rethe machte geschwind in der Stube ein niedriges Bette zurecht; sie hatte ihre besten Betttücher, die sie vor etlich und vierzig Jahren als Braut gebraucht hatte, übergespreitet. Nun kam sie ganz gelassen heraus, und rief: „Bringt nur meinen Eberhard herein auf's Bett!" Die Männer faßten ihn an, Mariechen trug am Kops und Heinrich hatte beide Füße in seinen Armen; sie legten ihn auf's Bett und Margarethe zog ihn aus, und deckte ihn zu. Er lag da, ordentlich wie ein gesunder Mensch, der schläft. Nun wurde Heinrich beordert, nach Flvrcnburg zu laufen, um einen Wundarzt zu holen. Der kam auch denselben Abend, untersuchte ihn, ließ ihm zur Ader, und erklärte sich, daß zwar nichts zerbrochen sey, aber doch sein Tod binnen dreien Tagen gewiß seyn würde, indem sein Gehirn ganz zerrüttet wäre.
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