1839 -
Reutlingen
: Fischer
- Autor: Gebauer, Christian August
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
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Innere durchschneiden, befruchtend und belebend, an 500
Flüsse, von denen mehr als 50 schiffbar sind, und, oh-
ne die Riesel und Bächlein zu rechnen, weit über 50,000
Bäche. Aber auch in dieser Hinsicht zeigt sich zwischen
dem gebirgigen und dem flachen Theile unsers Vaterlan-
des ein merklicher Unterschied. Dort fließen die Was-
ser schnell und lustig daher, sprudeln silberne Quellen,
oft sehr stark, ans dem Schoos; der Erde hervor, die
leicht gefaßt und als Trinkbrunnen, zur Bewässerung,
so wie zum Betriebe der Mühlen ohne große Kosten be-
nutzt werden können; hier dagegen haben Strome, Flüs-
se und Bäche einen schleichenden, traurigen Gang, und
da es der Quellen nur wenige giebt, müssen gegrabene
Brunnen Ersatz bieten.
Von den drei Meeren, die unsere Gränze bespülen,
dehnt die Nordsee oder das deutsche Meer, ein
Theil des atlantischen Ozeans, sich von der Mündung
der Ems bis zur Mündung des Eiderflusses ans einer
Strecke von 34 Meilen aus. Ihr Wellenschlag berührt
den Nvrdwesten Deutschlands, nämlich die hanöverschen
Landdrosteien Anrich und Stade, das Grvßherzvgthum Ol-
denburg und das westliche Holstein. Die niedrigen, von
Sandbänken umlagerten Küsten sind allenthalben, theils
durch Dünen oder Sandhügel von 20 bis 50 Fuß Hohe,
theils durch kostbare Deiche oder Dämme gegen den An-
drang der Wogen geschützt. Flnth und Ebbe sind bedeu-
tend, doch nicht überall sich gleich. Erstere reicht auch
bis in die Strome weit hinauf, und tritt sogar noch ober-
halb Hamburg in mehrere Nebenflüsse der Elbe. Der
beträchtlichste Busen an unsrer Nordseeküste ist der Dol-
lart, den wiederholte Einbrüche des Meeres von 1277
bis 1287 bildeten, wobei an 50 Ortschaften plötzlichen
Untergang fanden. Er erweiterte sich hierauf immer mehr,