1854 -
Stuttgart
: Hallberger
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Evangelische Volksschule
- Regionen (OPAC): Württemberg
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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Eingebogen angebaut worden und haben sich seither durch Kultur
über alle Welttheile verbreitet. Wenn man annehmen darf, daß
Weizen, Dinkel, Roggen, Gerste, Hafer und Reis ursprünglich nur
der alten Welt, das Welschkorn nur der neuen Welt angehörten, so
haben die verschiedenen Welttheile jetzt ihre Getreidearten ausgetauscht.
Aber jede ist noch an besondere Verhältnisse des Klimas, an Wärme
oder Kälte, Feuchtigkeit oder Trockenheit gebunden. In den wärme-
ren Gegenden der gemäßigten Zone gedeihen Weizen und Dinkel
am besten; sie sind nahe mit einander verwandt und gehören zu
einer Pflanzengattung. Beide haben eine lange Aehre mit dichtste-
henden, an der gemeinsamen Spindel anliegenden Aehrchen; meist
fehlen ihnen die Grannen. Beim Weizen sind die Früchte nackt und
die Spindel zäh; der Dinkel hat beschälte Früchte und eine zerbrech-
liche Spindel. Nördlicher gedeiht noch der Roggen; seine Aehre ist
der des Weizens und Dinkels ähnlich; aber die Aehrchen tragen immer
lange Grannen. Am meisten gegen die Pole hin kommt Gerste und
Hafer fort. In der Aehre der Gerste stehen die Aehrchen nicht ein-
zeln, wie bei Dinkel, Weizen und Roggen, sondern zu drei auf der
gemeinsamen Spindel und laufen in lange Grannen aus. Die kurz-
gegrannten, hängenden Aehrchen des Hafers sind nicht dichtgedrängt
und zu einer cylindrischen Aehre verbunden, sondern jedes wird von
einem Stielchen getragen und alle zusammen bilden einen lockeren
Blüthenstand, eine sogenannte Rispe. Welschkorn und Reis lieben
sehr warme und feuchte Gegenden. Der Reis insbesondere bedarf
zu seinem Gedeihen sehr nassen Boden und wird zum Theil in den
gereinigten Schlamm natürlicher Sümpfe gesäet. In der gemäßigten
Zone kommen Reis und Welschkorn wohl fort; aber ihr Ertrag ist
hier ein weit geringerer, als in den Gegenden der heißen Zone.
Vor Allem wird von den Getreidearten das reife Korn benützt.
Jedermann weiß, wie dieses in den Mühlen zu Mehl verarbeitet wird.
Das beste, zum Brode tauglichste Mehl liefern die Getreidearten der
gemäßigten Gegenden, Weizen, Dinkel und Roggen. Auch die reifen
Körner von Gerste und Hafer, von Reis und Welschkorn werden ge-
mahlen. Aber ihr Mehl paßt weniger zur Brodbereitung; darum
werden sowohl das Mehl als die ganzen Körner auf mancherlei andere
Weise znr Nahrung verwendet. Wo indeß Getreide gebaut wird, da
liefert es den Menschen ein höchst wichtiges Nahrungsmittel. Es
bedarf zu seinem Gedeihen der menschlichen Pflege, und diese beschränkt
sich nicht auf wenige Wochen oder Tage, sondern zieht sich fort durch