Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 25

1854 - Stuttgart : Hallberger
25 Das schwarze Bilsenkraut, auch Zankkraut, Rachekraut, Zigeunerkraut, Teufelsauge, Hühnergift, Schlafkraut, Tollkraut ge- nannt, ist besonders kenntlich an den klebrigen Haaren, mit welchen Stengel und Blätter bedeckt sind, und an den schmutzig gelben Blüthen, die mit einem purpurröthlichen Adernetz überzogen und am Grunde purpurviolett find. Man findet es vom Mai bis zum Au- gust auf Schutthaufen und an Wegen, an Hecken und Zäunen. Es verräth schon durch seinen widerlichen Geruch und die traurige, schmutzig gelbe Farbe, daß man nicht viel Gutes von ihm zu erwarten hat. Zwar ordentlich angewendet ists eine wirksame Arz- nei, welche Schmerzen und Krämpfe stillen und Schlaf machen soll; aber unvorsichtig genossen äußert jeder Theil dieser Pflanze, vornem- lich aber die Wurzel und der Same, gefährliche Wirkungen. Unter die Cichorienwurzeln, welche man in einem Kloster zum Abendessen bereitet hatte, waren zufällig einige Wurzeln der schwarzen Bilse gerathen. Alle Mönche, welche von der Speise gegessen hatten, fielen in gefährliche Zustände. Der eine glaubte, er klettere einen Baum hinan und kroch doch nur an dem Ofen seiner Zelle umher; ein anderer hielt die Buchstaben seines Gebetbuchs für lebendige, hin und her laufende Ameisen; fast Alle klagten über Trockenheit im Mund, heftigen Durst und Schwindel. Der Stechapfel, auch Teufelsapfel, Krötenmelde und Stachel- nuß genannt, ist noch viel schlimmer als das Bilsenkraut. Das Bilsenkraut sagt es einem schon durch seine Farbe, daß es kein sehr umgängliches Kraut sei; aber dieser häßliche Stechapfel hat eine so schöne weiße Blüthe, daß man sie von fern für eine Lilie halten könnte. Die Fruchtkapsel ist mit Stacheln bedeckt, fast wie bei der Roßkastanie, und inwendig' liegen die kleinen schwarzen Körner, deren Genuß Zuckungen, Zittern und Wahnsinn erzeugt. Dennoch hat sich der Mensch auch aus diesem giftigen Gewächs ein Heilmittel gegen Raserei, fallende Sucht und heftiges Zucken der Glieder be- reiten gelernt. Der Stechapfel wächst an Wegen, auf Schutthau- fen und auf angebautem Land. Man sagt, die Zigeuner haben ihn aus dem Morgenlande zu uns gebracht. Manche Giftpflanzen find etwas weniger gefährlich, gewähren sogar manchen Nutzen, wollen aber doch mit Vorsicht behandelt sein. Der rothe Fing er Hut z. B., der auf sonnigen Hügeln und in gebirgigen Waldgegenden wild wächst und in den Gärten häufig als Zierpflanze gezogen wird, hat giftige Blätter, welche gerieben
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer