1854 -
Stuttgart
: Hallberger
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Evangelische Volksschule
- Regionen (OPAC): Württemberg
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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also größer, weil diese auch hundert bis hundert und zwanzig
Fuß hoch werden, dagegen die Wurzeln des Affenbrodbaumes senken
sich bis auf hundert Fuß tief in den Boden hinab. Er setzt jedes
Jahr wahrscheinlich mehrere Ringe an, nicht bloß einen einzigen, wie
die-unsern; bei einzelnen kann man 4— 5000 solcher Ringe zählen;
dieser Baum muß also sehr alt werden. Sein Holz ist weiß und
leicht und fault gern, so daß ihn endlich ein Windstoß umwerfen
kann. In den hohlen Stämmen wohnen ganze, große Negerfamilien,
auch begraben sie ihre Todten darin. So gibt also dieser Baum den Ne-
gern Nahrung, Wohnung und Grab. Unter dem Schutz ihrer Laub-
dächer werden auch viele kleinere Gewächse erhalten, die sonst in der
Sonnenglut verschmachten müßten: darunter flüchten sich auch die
Thiere und schlafen ruhig, und in den Zweigen singen und hüpfen
die Vögel, auf den Blättern brütet die Sonne ganze Schwärme von
Insekten aus. Ein solcher Baum ist also fast eine Welt für sich.
Vielleicht der größte Baum auf der Erde ist aber ein Feigen
bäum in Indien, von dem die Reisenden erzählen, daß er mit allen
seinen Aesten 2000 Fuß im Umkreis hat, und daß ein Heer von
7000 Mann unter ihm im Schatten stehen könnte. Wahrscheinlich
ist das der nemliche Baum, den schon vor mehr als 2100 Jahren
ein Begleiter des macedonischen Königs, Alexander des Großen, ge-
sehen hat. Wie viel tausend Menschen haben an diesem Baum schon
die Augen geweidet, die nun im Grab liegen!
19. Die Pflanzen und das Licht.
Die Pflanze bedarf zu ihrem Leben des Lichtes. Das Licht gibt
den Pflanzen vorzugsweise die Mannigfaltigkeit und die reine Aus-
bildung ihrer Farben und ihres Glanzes. Sie bekommen am Licht
erst kräftiges, selbstständiges Leben. Ohne Licht werden ste wohl
größer, aber bleiben geschmack-, färb- und geruchlos. Sie kehren sich
daher dem Lichte zu. Kartoffelpflanzen, die in einem Keller aus-
schlagen, kriechen von entfernten Punkten, viele Ellen weit, auf dem
Boden nach der Seite zu, wo ein Lichtloch ist, und ranken sich, als
ob sie den Weg wüßten, an der Mauer hinauf, um die Oeffnung zu
erreichen, wo ste des Lichtes genießen können. Die Sonnenblumen
und eine Menge anderer Blumen richten sich nach der Bewegung der
Sonne am Himmel und drehen sich nach ihr hin. Abends, wenn
man voll der Morgen;eite aus eine blumenreiche Wiese tritt, sieht