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1. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 64

1854 - Stuttgart : Hallberger
64 Seite auf die andere, neigte sich auf die Erde herab, hob sich wieder in die Höhe und verlor sich unter den übrigen Zweigen. Kein Wind wehete, die Lust war gänzlich still, und ich hatte allerhand Gedanken über diese Erscheinung, als mich ein Ceylonese besuchte. Ich zeigte ihm, was mich in Verwunderung setzte. Er sah nach den Bäumen hin, wurde ganz blaß im Gesicht und wollte vor Schrecken zur Erde sinken. Er bat mich, daß ich den Augenblick alle meine Thüren und Fenster verriegeln und verwahren möchte; denn was ich für den Zweig eines Baumes halte, sei eine ungeheure Schlange, die sich an solchen Bewegungen belustige und auf die Erde schieße, um Beute zu machen. Ich erkannte bald, daß er Recht hatte; denn nicht lange darauf sah ich, daß sie ein kleines Thier auf der Erde haschte und mit sich unter die Zweige des Baumes nahm. Als ich mich bei dem Ceylo- nesen näher nach dem Ungeheuer erkundigte, sagte er mir,'daß man es auf der Insel nur allzu wohl kenne, daß es sich sonst gewöhnlich in der Mitte der Wälder aufhalte, und aus dick bewachsenen Bäumen auf die vorbeigehenden Menschen und Thiere herabstürze und sie leben- dig verzehre. Wir versammelten uns hierauf zwölf Personen an der Zahl und ritten wohlbewaffnet hinter ein dichtes Gebüsch, wo wir die Schlange mit unsern Flinten erreichen konnten. Als wir sie nun in der Nähe betrachteten und ihre ungeheure Größe, welche in der Ferne nicht so bedeutend zusein schien, wahrnahmen, ergriff uns alle ein Schauder, und Keiner wagte einen Schuß zu thun, weil man sie zu verfehlen fürchtete. Alle Ceylonesen, die bei mir waren, gestanden, daß diese da alle, die sie jemals gesehen hätten, an Größe überträfe. Sie war dicker, als der Leib eines magern Menschen, schien aber nicht fett zu sein, und war im Verhältniß ihrer Dicke sehr lang. Mit ihrem Schwanz hing sie sich an einen der obersten Zweige des Baumes, und mit dem Kopf reichte sie bis auf die Erde. Sie war außerordentlich geschwind und machte in einem Augenblick tausend Wendungen mit ihrem Körper. Sie kam herab, wickelte den Schwanz um den Stamm des Baumes, legte sich der Länge nach auf die Erde, und in einem Augenblick hatte sie sich wieder unter den Aesten des Baumes verloren. Mitten unter diesen Luftsprüngen sahen wir, daß sie sich mit ungemeiner Schnelligkeit zurückzog, und sich unter die Zweige still hinlegte. Wir merkten bald die Ursache davon: ein kleiner Fuchs, den sie unstreitig gesehen hatte, wollte unter dem Baum vorbeigehen; allein die Schlange schoß auf ihn herab und hatte ihn
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