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1. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 92

1854 - Stuttgart : Hallberger
92 Er sah freilich seine gefährliche Lage wohl ein und war auch innerlich be- unruhigt; aber als ein frommer Mann betete er zu Gott um seinen Schutz, und als ein verständiger Mann machte er sich aufs Schlimmste gefaßt. Bekannt mit der Lebensart des Thieres, in dessen Höhle er gefallen war, zweifelte er keinen Augen- blick daran, daß die Tigerin ganz in der Nähe sein müsse, und daß ihre Wuth ihn nicht entrinnen lassen werde. Was konnte er nun machen? Er halte keine Flinte, kein Schwert, nicht einmal einen Stock; seine Hand warsein einziges Vertheidigungs- mittel. Aber was konnte er ohne Waffen ansaugen? O, die Hand"ist ein wun- derbares Werkzeug, wenn sie mit Verstand gebraucht wird, lind so zeigte sichs auch bei Herrn B. Er nahm schnell aus seinem Hut und seiner Rocktasche zwei oder drei seidene Taschentücher und band sie fest um seinen rechten Arm bis zum Ellenbogen hinauf. Kaum war er damit fertig, so erblickte er schon die Tigerin, die über Gesträuch und Schilf des Dickichts setzte und auf ihn losstürzte mit feuersprühenden Augen, den großen Rachen weit geöffnet, thu zu packen und zu zerreißen. Er stellte nun seine Füße fest auf den Boden, gerüstet zu tödtlichem Kampf mit dem furchtbaren Feind, und stand dann ruhig erwartend da. In kürzerer Zeit, als ihr dieses lesen könnet, war die Tigerin ganz nahe herbeigekommen, und nun duckte sie sich mit dem Bauch aus den Boden, und rutschte langsam näher, wie ihr etwa bei einer Katze gesehen habt, wenn .sie einen Vogel fangen und sich ihre Beute sichern will. Schrecklicher Anblick für Herrn B.i Aber er hatte keine Zeit, lange darüber nachzudenken, denn im nächsten Augenblick sprang sie mit einem Satz und lautem Gebrüll gerade auf ihn los. Wie er erwartet hatte, war ihr großer Nachen weit geöffnet, und so schnell wie ein Gedanke, sein Ziel fest im Auge, stieß ihr der muthige Mann seinen Arm ins Maul hinein, packte ihre Zunge mit der Hand und fing an, mit aller Macht sie von einer Seite zur andern zu drehen. Dies hinderte die Tigerin, den Rachen zu schließen; dagegen aber machte sie einen furchtbaren Gebrauch von ihren Klauen, die ihm die Kleider vom Leib und das Fleisch von den Knochen rissen. Allein obgleich verwundet und blutend, hielt er doch fest und peinigte die Tigerin so durch das Umdrehen ihrer Zunge, daß sie in Schrecken gcrieth, mit einem plötzlichen Ruck ihm die Zunge aus der Hand riß und zu seiner großen Freude ins Dickicht hinein- sprang. Herr B. wußte in dem ersten Augenblick nichts Nöthigeres zu thun, als dem Gott zu danken, der ihn so aus dem Nachen des Tigers errettet hatte, wie er einst den Hirtenknaben David von dem Löwen und Bären errettete. Dann machte er sich, ermattet von Schmerz und Blutverlust, eilig auf den Rückweg zu seinen Gefährten, ehe das wilde Thier sich von seinem Schrecken erholen, oder in die Höhle zurückkehren werde. 44. Fo'wengligd. Zamba, ein ehemaliger Negerkönig am Kongofluß in Afrika, der von einem nordamerikanischen Sklavenhändler mit List aus seiner Herrschaft gelockt und als Sklave verkauft, eben dadurch aber unter Gottes Fügung zu christlicher Erkenntniß und Bildung gelangt war, erzählt aus seinen Jugenderinneruugen unter anderem Folgendes:
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