1854 -
Stuttgart
: Hallberger
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Evangelische Volksschule
- Regionen (OPAC): Württemberg
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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— und das kam von Menschen. Dazwischen hinein vernahm ich
ein Seufzen und Stöhnen, wie mans sonst nicht hört; es klang wie
schmerzliches Bitten und jammervolles Klagen, wie ein Beten sprach-
loser Kreatur zu ihrem Schöpfer und Herrn, und das kam von
Thieren. Jetzt traten mir alle die armen, geplagten Pferde vor
die Augen, denen dieser Weg der tägliche Kreuz- und Jammerpfad
ist, auf dem sie von ihren Herren und deren Knechten erst muth-
willig verdorben, und dann, wenn sie verdorben sind, unbarmherzig
mißhandelt und zu Tod getrieben werden; die ausgehungerten und
abgearbeiteten Gerippe, denen der hohe, schwankende Bretterwagen
von der Donau zum Neckar sein klägliches Jammerlied nachseufzt,
die wundgetriebenen Geschöpfe, denen das Kummet oder der Sattel
im frischen Fleische spielt, die erbarmungswürdigen Trippler vor den
vollbepackten Kutschen, denen bei jedem Schritt das Knie zittert,
und deren Auftreten so jammervoll bescheiden ist, als brennte ihnen
der Boden heiß unter den Husen, — nun der Hauderer hält sie ja
hübsch aufrecht durch Zerren und Herausreißen und Peirschenmah-
nungen, von einer Station zur andern, von Stuttgart nach Ulm,
und von Ulm nach Stuttgart, und ist das Thier hin, denkt er, so
ist ja nicht viel hin! — Hier, wo der Güterweg neben hinein geht,
war es, wo ich vor nicht langer Zeit einen Fruchtwagen hinunterfah-
ren sah; der Wagen war vollgeladen, der Knecht aber noch voller
und hatte sich vermuthlich zu lang aufgehalten, so mußte es denn im
hellen Galopp von der Stadt hinausgefahren sein; die jungen Rosse
waren ganz außer sich über dem wilden Hetzen und der unordentlichen
Führung, und da sie nicht wußten, wo es brannte, folgten sie hier,
wohin der Bursche zerrte, nemlich den Stich daneben hinunter, und
drunten steckte jetzt der Wagen. Was gabs da für ein Peitschen über
die Köpfe, Prügeln auf die Knochen, Mißhandeln und Schreien über
die Thiere hinein! Warum? Weil sie in aller Unschuld gefolgt
waren, wohin der tolle und volle Führer sie gerissen, und weil sie
vermuthlich hätten besser als er verstehen sollen, was sich gehörte. —
Und komme ich dort nicht an das Brücklein, wo ich unlängst aufge-
halten wurde, weil an einem Güterwagen ein alter, abgedienter Gaul
gefallen war? Zweimal versuchte das Thier auf den kräftigen Zu-
spruch der Peitsche sich wieder aufzuraffen, um in seinen harten Dienst
zurückzukehren, aber unmächtig stürzte es wieder zusammen; und nun
— wenn ich nur den Menschen wieder aus meinem Sinn bringen
könnte, der jetzt mit seiner heiseren Stimme über das in seinem Dienst