1854 -
Stuttgart
: Hallberger
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Evangelische Volksschule
- Regionen (OPAC): Württemberg
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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und geschlagen, bis endlich das an Hals und Kreuz geschundene,
wundgedrückte Thier dein Abdecker anheimfällt, wenn es nicht vorher
unter den Mißhandlungen seines Peinigers ans offener Straße eines
jähen Todes stirbt.
Man sieht oft solche unglückliche Geschöpfe zitternd vor Hunger
und Kälte Stunden lang in Sturm und Regen vor den Wirths-
häusern am Wagen stehen, während der liederliche Eigenthümer bei
Schnaps und Kartenspiel in der warmen Stube sitzt. Meistens be-
halten solche Bursche gerade nur noch so viel Gedanken übrig, um
zu wissen, daß sie die Herren der Pferde sind, und geben dies durch
unbarmherziges Zuschlagen auf die armen Thiere und unsinniges
Fluchen zu erkennen.
Wie die Erwachsenen an großen Thieren, so versündigen sich
die Kinder an kleineren Geschöpfen, an Vögeln, denen sie die Eier
oder die Jungen rauben, an Fröschen, denen sie die hinteren Beine
bei lebendigem Leibe abschneiden, und es einem mitleidigen Storch
überlassen, den Qualen dieser verstümmelten Geschöpfe ein Ende zu
machen.
Die tausendfach geplagte Kreatur findet selten einen Rächer
unter den Menschen; aber der, der das Schreien der Raben hört,
vernimmt auch das Seufzen der mißhandelten Geschöpfe und wird die
Quäler auch für diese Unthaten zu finden wissen.
53. Wie ein Hund sein Arod theilt mit einem Kinde.
Die Thäler der Gebirge in Hochschottland werden vornemlich
von Hirten bewohnt. Der Weideplatz eines jeden aber ist so groß,
daß er die ganze zerstreute Heerde nicht zu überschauen vermag. Er
durchwandert daher jeden Tag mit seinem getreuen Hunde die Grenzen
seines Gebietes, um die Ausreißer, welche dem Gebiete des Nachbars
zu nahe kommen, einzuholen. Bei einer solchen Wanderung hatte ein
Schäfer seinen kleinen Knaben von etwa drei Jahren mitgenommen.
Als sie den Weidebezirk in Begleitung des Hundes zum großen Theil
durchstrichen hatten, stieg der Hirte einen steilen Felsen hinauf, um
die zerstreute Heerde zu überblicken. Aber das Kind ließ er unten
an einem sichern Orte und schärfte ihm ein, sich ja nicht zu ent-
fernen , bis er wieder da wäre.
Kaum war er auf der Spitze des Felsen, so wurde der Himmel
von einem dicken, undurchdringlichen Nebel umzogen, wie sie häufig
und schnell in diesen Gebirgen zu kommen pflegen, daß auch nicht das