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1. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 115

1854 - Stuttgart : Hallberger
115 Weise bemannt, und sind diese beiden Boote zu klein, um die gehörige Masse Seile zu fassen, so schickt man gern noch ein drittes hinten drein, welches mit Seilen beladen diesen im Falle der Noth zu Hülfe kommen soll. Außerdem befinden sich in diesen Booten noch mehrere lange Lanzen. Rasch, aber mit möglichst leisen Ruderschlägen, nähert sich das Boot dem Walfisch, und sobald es auf Wurfweite angekommen ist, schleudert der Harpunier sein Geschoß ab, und diesem folgt, wenn er etwa fehlte, oder die Harpune bei der ersten Be- wegung des Wales ausriß, der Harpunier des zweiten Bootes. Sobald der Wal die Harpune empfindet, macht er eine rasche Bewegung vorwärts und stürzt sich nun mit voller Gewalt, um seinen Feinden zu entgehen, in die Tiefe des Meeres; diese Gewalt ist oft so ungeheuer, daß das Thier seinen Unterkiefer am Meeresgrund zerschellt; begreiflicherweise wird das Seil der Harpune da- durch sehr schnell abgerollt und muß immerfort mit Waffer begosien werden, damit es sich an der Rolle nicht erhitze. Um möglichst Seil zu sparen, rudern jetzt die Leute im Walfischboot so schnell als sie können, denn reißt das Seil, was besonders dann geschieht, wenn der Walfisch sich unter Eisberge begibt, so ist Alles verloren. Nach etwa zehn Minuten kommt der Walfisch empor, um Luft zu schöpfen, und wird dann nochmals harpunirt; jetzt aber tobt er fürchterlich, peitscht das Wasser rings umher in Schaum, und bläst, wenn er schwer ver- wundet ist, Blut aus seinen Blaselöchern. Die Erschöpfung erlaubt ihm jetzt nicht mehr oder nicht lange unterzutauchen. Die Boote aber bleiben immer, jedoch mit der gehörigen Vorsicht, in seiner Nähe und steuern endlich, sobald er matt geworden, auf ihn zu, um ihn mit langen Lanzen vollends zu erstechen. Blut und Thran entquillt nun seinen Wunden, so daß das Meer sich ringsum roth färbt, und der ungeheure Leichnam schwimmt auf dem Master. Eine Siegesflagge wird jetzt auf ihm befestigt, und er wird mit vereinten Kräften an das Schiff hingezogen, das dieser Jagd in ziemlicher Entfernung folgte. Dort ist jetzt Alles bereit; Speckfässer sind hergerichtet, die Speckjungen mit langen Messern und Steigeisen an den Füßen bewaffnet, und die Schiffswinden be- reit, um den Koloß an der Seite des Schiffes festzuhalten und etwas heraufzu- winden; ganz kann dies nicht geschehen, weil der Walfisch das Schiff in das Meer hinabziehen würde. Nun steigt ein Theil der Mannschaft, die Speck- jungen, hinab, schneidet in regelmäßigen Streifen den Speck los, andere ziehen ihn hinauf auf das Verdeck, und die Leute im Schiffsraum sind damit beschäf- tigt, ihn in kleinere Stücke zu schneiden und in Tonnen zu packen. Also endigt diese gefahrvolle Jagd. 8
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