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1. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 181

1854 - Stuttgart : Hallberger
181 Etwas höher findet man Wälder, noch höher treffliche Matten, auf denen das Vieh im Sommer eine herrliche Weide findet. Noch etwas weiter hinauf fangen die Felsen an, die aber noch mit Gesträuchen und Bäumen bewachsen sind. Gemsen und Steinböcke irren auf ihnen umher und setzen manchen Jäger, der ihnen nachklettert, in große Angst, wie er den Rückzug finden will. Noch weiter hinauf werden die Berge kahl und öde, und die Gipfel derselben bedeckt ein immer- währender Schnee, den auch die Glut des heißesten Sommers nicht ganz schmelzt. Von dem Weg auf den St. Bernhard kann man jetzt von Mar- tinach an der Rhone aus eine ziemliche Strecke im Wagen zurück- legen; die letztere höhere Strecke können nur Fußgänger und Lastthiere begehen. Früher waren keine Fahrwege möglich, sondern man fand nur Fußsteige, die oft sehr schmal waren und so dicht an den Felsen hingingen, daß man sie nicht ohne Schwindel und ohne die größte Gefahr, in unabsehbare Abgründe zu stürzen, passiren konnte. Doch noch jetzt ist die Reise in der Schneegegend gefährlich. Die Kälte ist erstaunlich streng, und bei unfreundlicher Witterung sieht man den Weg nicht und ist in Gefahr, in tiefen Schnee zu versinken oder in mehr als hundert Ellen tiefe Felsenriffe zu stürzen. Waaren und Ge- räthschaften werden großentheils durch Maulesel über den Berg ge- tragen, die dazu abgerichtet sind und sicher gehen. Da indessen jähr- lich gegen 20,000 Menschen hier die Alpen überschreiten, so geht wohl kaum ein Jahr vorüber, in dem nicht Menschen verunglücken. Dies bewog in der Vorzeit einen menschenfreundlichen Edelmann und Geistlichen, Namens Bernhard von Menthon, auf der Höhe dieses Bergübergangs in einem engen Hochthal zwischen hohen Felsen, am Ufer eines kleinen Sees, ein Kloster anzulegen und die Mönche zu verpflichten, die Reisenden aufzunehmen und zu bedienen, ja sogar aus- zugehen, um die Verirrten oder Verunglückten aufzusuchen und leben- dig oder todt in das Kloster zu bringen. Für einen Vorsteher (Prior) und für zwölf bis fünfzehn Mönche ist dieses Kloster eingerichtet, und so lange es steht, hat es nicht an Männern gefehlt, die ihr Leben diesem beschwerlichen Dienst aufzuopfern bereit waren. Man denke, was für ein Leben sie dabei wohl führen müssen. Einen großen Theil ihrer Lebenszeit bringen sie auf dem hohen Berge zu, wo sie feine Pflanze, kein Kraut, sondern nur Himmel und Schnee um und neben sich sehen. Uns dünkt ein Winter von acht Wochen lang, und diese * Menschen leben in einem beinahe ewigen Winter, wo sie keine Sonne
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