1854 -
Stuttgart
: Hallberger
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Evangelische Volksschule
- Regionen (OPAC): Württemberg
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
182
erwärmt, kein Frühling, kein Sommer erfreut, denn ihre Wohnung, 7%
tausend Fuß über dem Meere gelegen, ist die höchste Wohnung in Europa,
die das ganze Jahr über bewohnt wird. Alles, was sie brauchen, müssen
sie sich weither und . mühsam verschaffen. Oft gehen sie mit großen
Stöcken aus und suchen die Verirrten und Verunglückten mit großer
Sorgfalt auf. Sie halten große Hunde, die dazu abgerichtet sind,
die Verunglückten im Schnee aufzusuchen und ihren Führern anzu-
zeigen. Diese gehen entweder allein aus oder werden von den Mön-
chen mitgenommen. Sobald der Hund einen Verunglückten ausge-
wittert hat, kehrt er in pfeilschnellem Laufe zu seinem Herrn zurück
und gibt durch Bellen, Wedeln und unruhige Sprünge seine gemachte
Entdeckung kund. Dann wendet er um, immer zurücksehend, ob man
ihm auch nachfolge, und führt seinen Herrn nach der Stelle hin, wo
der Verunglückte liegt. Oft hängt man diesen Hunden ein Fläschchen
mit einem stärkenden Getränke und ein Körbchen mit Brod um den
Hals, um es einem Ermüdeten zur Erquickung darzubieten. Den
Verunglückten, welche die Mönche finden, wird alle mögliche Hülfe
geleistet; sind sie aber nicht mehr ins Leben zurückzubringen, so wer-
den ihre Leichname bei dem Kloster in einer eigens dazu bestimmten
Kapelle aufgestellt. In dieser dünnen kalten Luft verwesen die Leich-
name nicht, sondern trocknen aus, und bleiben oft nach Jahren nock-
kennbar. Die Anzahl derer, welche die Menschenliebe der Mönche
aufgefunden hat, ist bereits groß.
89. Die Gebirge Deutschlands.
Deutschlands Boden ist weit mannigfaltiger, als der der meisten andern europäi-
schen Länder. Während an seiner nördlichen Küste eine ungeheure Ebene herzieht,
die so niedrig liegt, daß sie znm Theil durch Dämme gegen die Fluthen des Meeres
geschützt werden muß, erheben sich an seinem südlichen Rande die himmelhohen
Alpen, deren höhere Spitzen mit ewigem Schnee und Esse bedeckt sind. Und zwi-
schen diesen höchsten und tiefsten Grenzen liegen die Hochebenen, die Gebirge und
das Hügelland von Mittel- und Süddentschland. Da streichen Bergketten von Süden
nach Norden an den Ufern des Rheines hin und von Osten nach Westen, nin das
Maingebiet von dem der Weser und der Elbe zu scheiden, oder um zwischen Elbe,
Oder und Donau Grenzen zu ziehen. Ganz Süddentschland, das Land am Fuße
der Alpen, das Land, wo so viele Flüsse ihren Ursprung nehmen, liegt hoch über
dem Meere. Wie sollte sonst das Wasser Fall nach der Nordsee oder dem Ichwarzen
Meere haben? Die Stadt München liegt in einer Ebene; könnte man lie aber un-
mittelbar vom Meere ans sehen, so würde sie — 1600 Fuß über dem Meere ge-
legen — als eine der Bergstädte Deutschlands erscheinen. Durch die große Ent-