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1. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 193

1854 - Stuttgart : Hallberger
193 daß einem Weidmann das Herz darob lachen mochte. Damals haus- ten aber auch noch Baren, Wölfe, Luchse in den deutschen Wäldern, kunstsinnige Biber bauten sich ihre Häuser an Flüsse und Bäche, und Fischottern hielten mit. Renn- und Elenthiere durchstreiften die Wälder, auf den Höhen wohnte der Steinbock. Das größte und ge- fährlichste Thier war aber der Ur oder Auerochs. Der soll nicht viel kleiner gewesen sein als ein Elephant und von unglaublicher Stärke und Behendigkeit. Er stürzte auf Menschen und Thiere los und konnte nicht gezähmt werden. Die alten Deutschen hatten das Herz auf dem rechten Fleck; aber den Ur singen sie doch selten in freier Jagd, son- dern meist in Gruben. Seine Hörner gehörten zu ihren kostbar- sten Geräthen. Die Ortsnamen: Ellwangen, früher Elchenwang, Wiesensteig, früher Wiesontessteige, Urach (Aurich), Rechberghausen, Hirschau erinnern an den Elch d. h. Elenthier, den Wiesunt d. h. Büffel, den Ur d. h. Auerochse, das Rech d. h. Reh und den Hirsch. Außer obigen Thieren liefen auch ganze Heerden wilder Pferde umher, und Schwärme wilder Bienen führten da und dort ihre sinnige Haus- und Staatswirthschaft. Die Luft war wegen des Waldes und der Sümpfe meist nebe- lig und rauh; der Winter dauerte viel länger als jetzt und war härter. In einem so feuchten Boden gediehen besonders gut die Ret- tige, auch wilde Spargeln, Rüben u. dgl; Bohnen wurden fleißig gebaut, auch Roggen, Haber, Gerste und Hanf. Von Obst war ein- heimisch der wilde Apfel und die Waldkirsche. Vieh war fast der einzige Reichthum der Deutschen; Milch, Wildpret und Fische ihre hauptsächlichste Nahrung. Ihr Brod waren dünne Kuchen, die am Feuer geröstet wurden. Aus Haber kochten sie einen Brei. Butter- verständen sie zu bereiten, Käsemachen aber lernten sie erst von den Römern. Geld kannten sie nicht. So sah es vor etwa 2000 Jahren in Deutschland aus. Und was ist nun im Laufe der Jahrhunderte aus diesem rauhen Lande worden? — Die weiten Fluren, die mannigfaltig von Thälern durchschnit- ten, von den hohen, über dem mittelländischen und adriatischen Meer emporragenden Alpen an — in unbestimmten Grenzen — sich westlich an den Ufern der Maas und der Schelde hinab, und östlich von der March hinüber zur Oder, bis zum Ausfluß der Weichsel, zur Nord- und Ostsee hinbreiten, nennen wir Deutschland. Dieses Land in dieser Ausdehnung gehört zu den schönsten Län- dern, welche die Sonne begrüßt in ihrem Lauf. Lesebuch. 13
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