1854 -
Stuttgart
: Hallberger
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Evangelische Volksschule
- Regionen (OPAC): Württemberg
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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würdiger ausgeschlossen und nicht eher wieder aufgenommen, bis er
deutliche Zeichen der Besserung gab.
Reisende Christen und solche, die der Verfolgung wegen aus
ihrem Vaterlande flohen, brachten eine Bescheinigung des Bischofs,
daß ste wirklich Glieder der christlichen Gemeinde seien, und wurden
dann überall als Brüder aufgenommen. Auch erkannten sich die
Christen unter einander an dem Zeichen des Kreuzes. Das Zeichen
aber, das Jesus selbst (Joh. 13, 35.) als Kennzeichen seiner Jünger
nennt, die Liebe unter einander, hatten sie unverkennbar an sich,
daß die Heiden bei dem Anblick derselben öfters ausriefen: „Seht,
wie sie sich lieben!"
13!. Johannes und der Jüngling.
Bei seiner Rückkehr von Patmos nach Ephesus besuchte
der Apostel Johannes die umliegenden Gegenden, um Bischöfe
einzusetzen und Gemeinden einzurichten. Als er nun in einer
Stadt unweit Ephesus die Brüder ermahnt und tröstet, erblickt
er einen schönen, feurigen Jüngling, der ihn so anzieht, dass
er sogleich sich zu dem Bischof der Gemeinde wendet mit den
Worten: „Diesen lege ich dir vor Christo und der Gemeinde als
Zeugen alles Ernstes ans Herz." Der Bischof übernahm nun den
Jüngling, indem er Alles zu thun versprach, und beim Scheiden
wiederholte Johannes jene Worte noch einmal. Der Aelteste
nahm den Jüngling ins Haus, pliegte und bewachte ihn, bis er
am Ende ihn zur Taufe zulassen konnte. Nachdem er aber
dieses Siegel des Herrn empfangen, liess der Bischof von seiner
Sorgfalt und Wachsamkeit nach. Der Jüngling, zu früh der
Zucht entlassen, gcräth in schlechte Gesellschaft. Zuerst wird
er zu Ausschweifungen verführt, dann verleitet, des Nachts die
Vorübergehenden zu berauben. Wie ein kühnes Ross, das vom
rechten Wege abspringt, sich gählings in den Abgrund stürzt,
riss auch ihn seine heftige Natur in die Tiefe des Verderbens.
Er verzweifelte nun einmal an der Gnade Gottes und wollte
daher, da er doch einmal mit seinen Genossen ein gleiches
Schicksal zu theilen hatte, noch etwas Grosses ausführen. Er
nahm seine Gesellen zu sich, bildete eine Räuberbande und wurde
ihr Haupt, alle an Blutdurst und Gewaltthaten übertreibend. —