1854 -
Stuttgart
: Hallberger
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Evangelische Volksschule
- Regionen (OPAC): Württemberg
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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dern, welche vor ihr das Maß ihrer Sünden voll gemacht hatten.
Das geschah im Jahr 476 vor Christi Geburt, und ist das Ende des
abendländischen römischen Reiches.
Indeß waren die deutschen Völker in immerwährender Bewegung
gewesen. Die Franken hatten das nördliche Gallien eingenommen,
und von ihnen he^ßt das Land Frankreich. Ums Jahr 500 setzten sie
sich um den Main fest bis herein in den nordöstlichen Theil des jetzigen
Württembergs. Die Burgunder hatten das Land um den Nhonefluß
besetzt. Die Angeln waren vom Ufer der Nordsee nach Britannien ge-
zogen, das von ihnen England (Angelnland) heißt. Die Longobar-
den setzten sich endlich in Oberitalien fest (daher die Lombardei genannt).
Die Hauptvölker in Deutschland waren nun: die Alemannen und
Bayern in Oberdeutschland, und in Niederdeutschland die Thüringer,
die Sachsen, ein Theil der Franken. Diejenigen Völker, welche in
das ehemalige römische Gebiet gedrungen waren, nahmen sehr bald
das Christenthum an, von dem sie freilich mehr nur die äußerlichen
Gebräuche kannten; die Völker aber in Deutschland blieben noch eine
Zeit lang Heiden. Mitten unter den Völkerzügen kamen die Hunnen
noch einmal heran, und zwar bis über den Rhein und nach Italien.
Sie hatten einen König über sich, der hieß Attila. Er nannte sich
aber am liebsten Godegisil, das heißt Gottesgeißel. Denn wohin er
kam, verwüstete er Alles, auch viele schöne Städte am Rhein, und
züchtigte so, wie eine Geißel, den Nest der alten, lauen Christenheit.
Sein Andenken lebt noch in alten deutschen Sagen fort.
So groß aber auch die Trübsal war, welche über die Christen-
heit im römischen Reich damals verheerend hereinbrach, so hatte sie
doch auch ihren Segen. Rohe Völker, die in ihrem fernen Vaterlande
noch viele Jahrhunderte in heidnischer Finsterniß geblieben wären,
lernten auf ihren Kriegszügen durch ihren Verkehr mit den Römern
das Evangelium kennen und nahmen es an.
Es dauerte freilich noch lange, bis die sanfte Botschaft des Frie-
dens die wilden Horden zähmte, aber sie waren doch der Blindheit
des Heidenthums entrissen und hatten die ersten Strahlen des himm-
lischen Lichtes gesehen, das ihnen allmählich aufging.
Unter diesen wilden Völkern, die jetzt Christen wurden, waren,
vor allen die Gothen merkwürdig. Sie waren schon, ehe sie in das
römische Reich eindrangen, durch einige von ihnen gefangen wegge-
führte Bischöfe zum Christenthum bekehrt worden. Um diese Zeit
(359 nach Christo) hatten sie einen Bischof Ulphilas (Wölflein), der
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