1854 -
Stuttgart
: Hallberger
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Evangelische Volksschule
- Regionen (OPAC): Württemberg
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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thum bekannten, waren innerlich erst noch zu bekehrend Denn obwohl
einzelne heilige Männer auch hier dem Bonifacins vorgearbeitet hatten,
wie Kilian zu Würzburg, war doch auch hier das Hauptwerk noch zu
thun.
Die Wirksamkeit des Winfrid ist seiner Stellung gemäß eine dop-
pelte. Er hatte sich vom Pabst das ganze deutsche Land östlich des
Rheins als Feld seiner Missionsthätigkeit anweisen lassen. Hier galt es
nun einerseits, den noch heidnischen Stämmen, wie den Hessen, das
Evangelium zu predigen, andererseits aber bei den schon übergetretenen
Völkern den Glauben zu reinigen, und vor Allenl auch in ihre äußer-
lichen kirchlichen Verhältnisse eine feste Ordnung zu bringen. Nach bei-
den Seiten hin sehen wir den Winfrid rastlos thätig.
Nachdem er einige Jahre unter den noch heidnischen Hessen in der
Gegend von Amönenburg segensreich gewirkt hatte, ernannte ihn der
Pabst unter dem Namen Bonifacius zum Bischof und sandte ihn mit
einem Empfehlungsschreiben an Karl Martell, den damaligen Regenten
von Deutschland. Dieser nahm ihn unter seinen kräftigen Schutz. So
konnte er durch Fällung der Donnerseiche bei Geismar den letzten Halt
des Heidenthums unter den Hesten zerstören. Diese uralte Donnerseiche
war nemlich dem Gott Thor (Donnerer) geheiligt. Niemand nahete
dem Baume, aus Furcht, getödtet zu werden. Winfrid erbot sich, ihn
umzuhauen, ohne daß ihm etwas zu Leide geschähe. So groß war das
Vertrauen des Volks auf die Macht seiner Götzen, daß es ihm den
Versuch gestattete, in der gewissen Ueberzeugung, er werde darüber um-
kommen. Wie einst das israelitische Volk zu Elias Zeiten sich auf dem
Berge Karmel versammelte (I Kön. 18, 19 ff.), so strömten hier die
Hessen in großen Haufen an dem bestimmten Tag zusammen; denn auch
hier sollte entschieden werden, ob der Gott, den ihre Väter und sie
bisher angebetet hatten, oder der von Winfrid verkündigte Gott, der
wahre sei. Der Missionar und einige Christen legten vor der versam-
melten Menge Hand an den heiligen Baum, ohne zu sterben. Unter
den gewaltigen Schlägen ihrer Aerte ward er erschüttert und lag bald
zu ihren Füßen. Winfrid ließ aus dem Holz ein Bethaus erbauen;
die Heiden aber, von der Eitelkeit ihres Götzendienstes überzeugt, wur-
den nun williger, die neue Lehre kennen zu lernen. — Ueberall grün-
dete er Pfarreien urid Klöster. Vom Jahr 739 an begann Bonifacius
in Bayern vier festbegrenzte bischöfliche Sprengel einzurichten, nemlich
beit von Salzburg, von Freystng, von Regensburg und von Passau.
Dann gründete er für die Franken östlich des Rheins die Bisthümer
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