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1. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 306

1854 - Stuttgart : Hallberger
306 Zur Hebung des Verkehrs gedachte Karl die Donau und den Main durch einen Kanal zu verbinden, was aber erst in unsern Tagen gelungen ist. Es ist sehr anziehend, einen großen Mann auch in seinen ge- ringen Beschäftigungen zu betrachten, und zu sehen, wie es das nem- liche Licht ist, das ein kleines Zimmer und draußen ganze Länder erleuchtet. Es war dieselbe Thätigkeit, mit welcher Karl Heere an- führte und Schulprüfungen anhörte, Gesetze für große Völker ersann und griechische Wörter lernte. Für Alles schien er geboren. Wenn er auf seine Höfe kam, ließ er sich die Rechnungen vorlegen, wo Alles bis auf die Anzahl der Eier eingetragen sein mußte, überzählte Einnahme und Ausgabe, rechnete seinen Verwaltern nach und machte Bauanschläge, als wäre er nichts als ein Landmann. Den Gipfel menschlicher Größe erstieg Karl im drei und dreißig- sten Jahr seiner Regierung durch seine Krönung zum römischen Kaiser. Der Pabst in Rom, Leo Hl, hatte ihn zum Schutzherrn angenom- men. Im Jahr 800 war Karl in Rom, wo er die gestörte Ordnung wieder hergestellt und den Pabst in seiner Würde befestigt hatte. Am Weihnachtsfeste dieses Jahrs, als in der Peterskirche auch Karl dem Hochaltar betend gegenüber knieete, ging plötzlich Leo, wie von gött- licher Eingebung getrieben, auf ihn zu, setzte ihm eine Krone auf das Haupt, und die Kirche wiederhallte von dem freudigen Zuruf des Volks: „Leben und Sieg sei dem von Gott gekrönten, frommen, großen, sriedebringenden Kaiser von Rom!" So lebte der abendländisch-römische Kaisertitel, der seit dem letz- ten römischen Kaiser Romulus Augustulus im Jahr 476 erloschen war, wieder auf, und ist derselbe bis zur Auflösung des deutschen Reichs im Jahr 1806, also über ein Jahrtausend, den deutschen Kaisern, wenn sie sich in Rom krönen ließen, verblieben. Karls Ruhm war schon bei seinen Lebzeiten nicht bloß durch ganz Europa, sondern auch in die andern damals bekannten Welt- theile gedrungen. Von allen Seiten erhielt er Zeichen der Achtung. Nur ein Gewaltiger achtete ihn, den allenthalben geehrten Kaiser, nicht — der Tod. Im Januar des Jahrs 814 wurde Karl von einem heftigen Fieber ergriffen. Seiner Gewohnheit nach wollte er sich durch Fasten helfen; aber es war umsonst. Am 28. Januar des genannten Jahrs befahl er den rastlosen Geist in Gottes Hände, und schloß als ein zwei und siebzigjähriger Greis die Angen, deren Winken beinahe ein
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