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1. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 321

1854 - Stuttgart : Hallberger
321 versammelten sich int Mai 1189 die Pilger aus allen Theilen Deutschlands, an 20,000 Ritter und gegen 100,000 kriegsfähige Männer. Nach unsäglichen Müh- seligkeiten kamen sie endlich zur Stadt Jconium in Kleinasien (Apostelgesch. 14, 1.). Von allen Seiten drangen hier die Türken auf das deutsche Heer ein, und die Größe der Gefahr erpreßte selbst dem standhaften Kaiser den Wunsch: er wolle gerne jede andere Noth ertragen, wenn nur das Heer ungefährdet in Aiüiochieu wäre. Als aber die Seinen wirklich anfingen zu weichen, rief der Greis mit lauter Stimme und durch seinen Heldeumuth wunderbar verjüngt: „Warum zögert ihr? weßhalb seid ihr niedergeschlagen? Gottlob,, daß die Feinde endlich eine Schlacht wagen! Um dm Himmel mit eurem Blut zu gewinnen, verließet ihr euer Vaterland; jetzt ist die rechte Zeit. Folgt mir, Christus herrscht, Christus siegt!" Mit diesen Worten sprengte er in die Feinde, ermuthigt folgten ihm die Seinen, drangen unwiderstehlich ans die Türken ein und schlugen sie gänzlich in die Flucht. In demselben Augenblick gewahrte mau die christlichen Fahnen auf den Thürmen von Jconium. Herzog Friedrich, des Kaisers Sohn, hatte gleichfalls die Türken geschlagen uitd die Stadt erobert. Mit großer Freude empfing der siegende Kaiser seinen siegenden Sohn, und die große Beute an Lebensmitteln und Geld verwandelte den bisherigen Mangel in Neichthum. Die Türken baten um Frieden und störten mm das Heer nicht weiter, das zwar nicht ohne Anstrengung und Verlust, aber ohne Aufenthalt über die hohen Gebirge in das befreundete, unter christlicher Herrschaft stehende Cilicieu hinabzog, und glücklich Seleucia am Fluß Calycaduns oder Seleph, nicht weit vom Meer, erreichte. Das ersehnte Ziel war nun nahe. Saladiit machte auf die Nachricht von des Kaisers Anzug sehr höfliche Anerbietungen. Von Tag zu Tag wuchs Friedrichs Ruhm, und alle seine früheren Thaten wurden durch diesen großen Zug überstrahlt und verklärt. Am 10. Juni 1190 brach das Heer von Seleucia auf. Herzog Friedrich führte den Vortrab über dcit Fluß, während der Kaiser sich beim Hintertreffen befand. Weil die Brücke nur schmal war, so ging der Zug sehr langsam vor- wärts; der Kaiser aber wollte schnell zu seinem Sohn kommen und beschloß deßhalb, den Fluß zu durchschwimmen. Furchtlos, wie immer, sprengte er mit dem Pferd in den Strom; aber der Greis hatte nicht mehr so viel jugendliche Kraft, als jugend- lichen Muth; die Wellen ergriffen ihn gewaltig und rissen ihn fort, und als man endlich zu Hülfe kam und ihn cuñ Land brachte, war er bereits entseelt. So starb der große Kaiser Friedrich I. Mit ihm war die Seele des Ganzen dahin. Unbeschreiblich war die Bestürzung, der Jammer, die Verzweiflung seines Heeres; nach Friedrich wandten sich alle Gemüther, wie die Pflanzen nach der Sonne; sie klagten um ihn wie um einen Vater, mit dem alle Hoffnungen zu Grab gehen. Zwar führte Herzog Friedrich das Heer ohne Unfall nach Antiochien; aber Krankheiten rieben den schönsten Theil desselben auf, die strenge Ordnung wich. Viele kehrten zu Schiff in die Heimat zurück, oder zerstreuten sich nach allen Rich- tungen, und nur eine kleine Schaar folgte dem Herzog nach Tyrns, wo man in feier- licher Trauer Kaiser Friedrichs Gebeine begrub. In dem alten Kirchlein des Dorfs Hohenstaufen steht über einem Bild Kaiser Friedrichs folgende Inschrift: Ute transibat Cæsar (d. h. hier ging der Kaiser hindurch). Lesebuch. 21
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