1854 -
Stuttgart
: Hallberger
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Evangelische Volksschule
- Regionen (OPAC): Württemberg
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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suchten sich unabhängig, und andererseits der niedere Adel von seinen Leheusvcr-
pflichtunge» gegen den höheren frei zu machen. Die Grafen von Württemberg hatten
die Landvogtei in Schwaben; einen Herzog von Schwaben gab es nicht mehr.
Ein großer Theil des schwäbischen Adels hatte sich gegen die wachsende Macht
der Städte, so wie der Grasen von Württemberg, vereinigt. Man hieß sie Schlegler
oder Martinsvögel, nach der Art ihrer Bewaffnung und dem Stiftnngstage des
Bundes. Die Hauptlcute desselben waren die Grasen Wolf und Wilhelm von Eber-
stein und Wolf von Wnnnenstein, wegen seiner glänzenden Rüstung der gleißend
Wolf genannt. Wolf von Eberstein war ein berüchtigter Landfriedensbrccher, weß-
halb schon 1357 Graf Eberhard seine Feste Alteberstein in kaiserlichem Auftrag zer-
stört hatte.
In schönen Sommertageu, wann lau die Lüfte wehn,
Die Wälder lustig grünen, die Gärten blühend stehn,
Da ritt aus Stuttgarts Thoren ein Held von stksz.er Art,
Graf Eberhard der Greiner, der alte Rauschebart.
Mit wenig Edelknechten zieht er ins Land hinaus,
Er trägt nicht Helm noch Panzer, nicht gehts auf blutgen Strauß,
Ins Wildbad will er reiten, wo heiß ein Quell entspringt,
Der Sieche heilt und kräftigt, der Greise wieder jungt.
Zn Hirsau bei dem Abte, da kehrt der Ritter riit,
Und trinkt bei Orgelschalle den kühlen Klvsterwein.
Dann gehts durch Tannenwälder ins grüne Thal gesprengt,
Wo durch ihr Felsenbette die Enz sich rauschend drängt.
Zu Wildbad an dem Markte, da steht ein stattlich Hans,
Es hängt daran zum Zeichen ein blanker Spieß heraus;
Dort steigt der (Aras-vom Rosse, dort hält er gute tilgst.
Den Quell besucht er täglich, der ritterliche Gast.
Wann er sich dann entkleidet und wenig ausgeruht,
Und sein Gebet gesprochen, so steigt er in die Flnth;
Er setzt sich stets zur Stelle, wo ans dem Feffcnspalt
Am. heißesten und vollsten der edle Sprudel wallt.
Ein angeschoßner <W.r, der sich die Wm>de wusch,
Verrieth voreinst den Jägern den Quell in Kluft und Busch,
Run ists dem alten Necken ein lieber Zeitvertreib,
Zn waschen und zu strecken den narbenvollen Lcill.
1367. Da kommt einsmals gespniugeu, sein jüngster Edelknab:
„Herr Gras! cs zieht ein Hanfe das obre Thal herab.
Sie tragen schwere Kolben, der Hanptmann führt im Schild
Ein Röslein roth von Golde und einen Eber wild."