Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 337

1854 - Stuttgart : Hallberger
337 Vor allem fehlte es dem Lande am Frieden. Oesters waren längere Streitigkeiten und Kriege um die deutsche Kaiserkrone, und auch die kleineren Herren, die Fürsten, Grafen und Edelleute lagen fast immer entweder mit einander selbst, oder mit den Reichsstädten in Streit und Fehde. Als im Jahr 1389 viele schwäbische Städte sich endlich mit dem Grafen Eberhard dem Greiner nach jahrelangen blutigen Händeln in einen Vergleich einließen, da war das platte Land in Schwaben unbeschreiblich verödet; viele Dörfer lagen in Asche. Häuser und Güter waren geplündert, geraubt und verbrannt, Weinberge ausgereutet, Kornfelder umgeackert und mit Senfkörnern ausgesäet worden, um sie auf lange Zeit unbrauchbar zu machen. Städte und Edelleute waren tief verschuldet, und zwar meistens an die Juden, bei denen zehn Prozent ein sehr billiger Zins war, die aber zugleich als so rechtlos betrachtet wurden, daß der Kaiser den Edelleuten die Erlaubniß geben konnte, ihre Schulden an die Inden nicht zu bezahlen. — Hiezu kamen noch Landplagen, im Jahr 1327 eine Theurung, da man um einen Scheffel Dinkel ein Jauchert Acker kaufen konnte, im Jahr 1337 zahllose Henschreckenschwärme, die alles Grüne verzehrten. Ans sie folgten mehrere Ueberschwemmungen und Erdbeben, von denen eines im Jahr '1348 in Süddeutschland vierzig Tage lang währte, viele Häuser und Burgen (Löwenstein, Wildenstein, Gutenberg u. s. w.) zerstörte und einer Menge Menschen das Leben kostete. Aber dies war nur der Vorbote von einer noch größeren Plage, die im folgenden Jahr über unser Vaterland herein- brach. Es war der sogenannte schwarze Tod, eine pestartige Krankheit, die von China herüber kam und in einer Zeit von fünf Jahren alle damals bekannten Länder durchzog und Millionen Men- schen wegraffte. Die Krankheit begann mit heftigem Fieber und Kopfschmerzen und ging in Zersetzung des Bluts und in allgemeinen Brand über. Gewöhnlich starben die Kranken am dritten Tage, Leute von kräftiger Leibesbeschaffenheit fielen oft plötzlich todt um. Kein Alter, Geschlecht und Stand wurde verschont, ganze Familien starben aus, ganze Dörfer wurden verödet. Aber statt sich unter dieses Straf- gericht Gottes zu demüthigen, machten es die Menschen wie Offenb. Joh. 16, 11. geschrieben steht: „Sie thaten nicht Buße für ihre Werke." Jeder dachte nur an sich; Verwandtschaft und Freundschaft, Ordnung und Sittlichkeit wurde nicht mehr geachtet, alles Mitleiden war abgestumpft. Da Keiner seines Lebens auch nur auf acht Tage sicher war, so sprachen die Thoren: Lasset uns essen und trinken, Lesebuch. 22
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer