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1. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 387

1854 - Stuttgart : Hallberger
387 Herzen. Er versprach zu kommen, und wenn Gott ihm beistehe, Hülfe zu bringen. Vorab sandte er schon der schwerbedrängten Stadt Stralsund einigen Beistand. Wallenstein hätte sich nemlich gar zu gern in den Besitz dieser blühenden und wohl- befestigten Stadt gesetzt; sie aber weigerte sich hartnäckig, kaiserliche Besatzung auf- zunehmen. Ihr Bürgermeister, ein entschlossener Mann, reiste selbst zu ihm nach Prag, um ihm Vorstellungen zu machen. Walleustein empfing ihn unter königlicher Pracht und schrie mit donnernder Stimme: „Ihr müßt kaiserliche Besatzung ein- nehmen." Ruhig antwortete der Bürgermeister: „Das thun wir nicht." — „Dann müßt ihr Geld schaffen." — „Das haben wir nicht." — „Dann will ich euch züch- tigen, ihr Ochsen." — „Das sind wir nicht." Wallenstein hatte dann wirklich Stralsund belagert und wollte es durchaus nicht lassen. „Und wenn die Stadt mit Ketten an den Himmel gebunden wäre, so müßte sie herunter", sagte er. Trotzdem mußte er nun vor den Schweden nach großem Verlust abziehen, ja er wurde zwei Jahre darnach vom Kaiser wegen seiner ausgelassenen Naubwuth des Oberbefehls förmlich einsetzt. Als dies geschah, stand Gustav Adolph bereits auf deutschem Boden. Das war ein Mann von seltener Seelengröße. Ihm war Alles, was er in jenen wichtigen Zeiten bedurfte, in Fülle gegeben: ein Heller, klarer Verstand, besonnene Ruhe, schöne Bildung, leutselige Freundlichkeit neben überwältigender Majestät, Kraft der Rede, ein großes Kriegstalent und Unerschrockenheit im Schlachtengewühl, und die Krone von Allem, eine seine ganze Handlungsweise durchdringende Frömmigkeit. Nachdem er auf einem Landtag in Schweden von Ständen und Volk rührend Abschied ge- nommen, schiffte er sich ein und landete am 4. Juli (24. Juni nach dem alten. Ka- lender) 1630 zu Usedom mit nur 15,000 Mann. Angesichts seines Heeres fiel er auf die Kniee nieder und betete. „Weinet nicht!" sagte er zu den umstehenden Offizieren, welchen Thränen in den Augen standen, „sondern betet inbrünstig von Grund eures Herzens. Je mehr Betens, je mehr Siegs. Fleißig gebetet ist halb gefochten!" Der Kaiser machte sich anfangs nicht viel ans dem Auftreten Gustavs. „Wir haben wieder ein kleines Feindet bekommeil", soll er gesagt haben; und der stolze Wallenstein hatte sich früher einmal geäußert: „Kommt mir der Schneekönig (so nannte man spottweise den Schwedenkönig) nach Deutschland, gewiß ich lasse ihn mit Ruthen wieder nach Hause peitschen." Nun war er da. Tilly brannte vor Begierde, den König zu einer Schlacht zu bringen; aber dieser ging mit aller Vor- sicht zu Werke. Er konnte auch nicht rasch vorwärts schreiten; denn die evangelischen Fürsten von Brandenburg und von Sachsen wollten sich anfangs nicht mit ihm ver- binden, theils aus Furcht vor dem Kaiser, theils ans Besorgniß, Gustav Adolph möchte deßwegen nach Deutschland gekommen sein, um für sich selbst Eroberungen zu machen. Da belagerte Tilly die Stadt Magdeburg, um den König herbeizuziehen. Als dieser aber nicht kam, weil er noch immer aufgehalten ward, erstürmte Tilly die unglückliche Stadt und plünderte sie. Bald brach Feuer ans und legte diese reiche Stadt in Asche. Entsetzlich war das Loos ihrer Bewohner. Kroaten und Wallonen vergnügten sich, Kinder in die Flammen zu werfen, Säuglinge an den Brüsten ihrer Mütter zu spießen. Diezahl der llmgckommenen wird auf 30,000 an- gegeben. — Diese Grcnclthat machte überall den tiefsten Eindruck. Unbedenklich schlossen sich nun die protestantischen Fürsten an ihren Netter, König Gustav von Schweden, an, und dieser eilte nun, seinen Gegner zu treffen. Am 17. September 1631 kam es bei Leipzig zu einer großen Schlacht. Tilly wurde geschlagen, und sein Heer 25'
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