1852 -
Stuttgart
: Metzler
- Autor: Wagner, Karl
- Auflagennummer (WdK): 17
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
der Deutschen.
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seiner Kaiserkrönung schlug Napoleon die vereinten Russen und Oestreicher2. Dec.
in der Dreikaiserschlacht bei Austerlitz, worauf Franz unverzüglich Frie-26. „
den zu Preßburg schloß und darin Venedig, Tyrol, Vorarlberg und An-
deres (über 1200 Q. M.) abtrat. Auf einem andern Elemente und gegen
ein anderes Volk sollte Napoleon nicht obsiegen. Vier Tage nach dem Fall
von Ulm vernichtete der größte Seeheld seines Jahrhunderts, der L-ieger
von Abukir, die vereinigte Flotte der Franzosen und Spanier beim Vorge-
birg Trafalgar zwischen Gibraltar und Cadir. Nelson, der in früheren^. Oct.
Seeschlachten das linke Auge und den rechten Arm verloren hatte, gab den
letzten Befehl zum Angriff bei Trafalgar mit den Worten: „England er-
wartet, daß Jeder seine Schuldigkeit thue." Lauter Jubel erscholl vom Bord
seiner 27 Linienschiffe und mit Todesverachtung erfochten seine Leute in der
mörderischen Seeschlacht, in der aus mehr als 6000 Kanonen Tod und
Verderben sprühte, den glänzendsten Sieg trotz der Uebermacht der Feinde.
Nelson selbst aber sank von einer Musketenkugel aus dem Mastkorb eines
französischen Schiffes getroffen und, ein zweiter Epaminondas, nach Sie-
gesbotschaft verlangend und von ihr beseligt, hauchte er seine starke Seele
mit den Worten aus: „Gott sei Dank, ich habe meine Pflicht gethan!"
Rastlos drängte der gewaltige Corse vorwärts. Vor 2o Jahren noch
Unterlieutenant bei der Artillerie, begann er nun, in Deutschland Länder und
Würden zu vergeben, wie in alten Zeiten Deutschlands Kaiser. Die Kur-
fürsten von Bayern und Württemberg, seine Bundesgenossen, erhob er zu
Königen, erklärte sie und Baden für souverän, d. h. vom Kaiser und Reich
unabhängig, und vergrößerte ihr Gebiet bedeutend; seinen Schwager und
Waffengefährten Murai, den Sohn eines französischen Gastwirts, machte
er zum Herzog v. Cleve und Berg. Selbst Preußen musste sich bequemen,
Einzeles abzutreten und dafür den Kurftaat Hannover zu besetzen. So
war nur noch Ein Schritt nötig, um das deutsche Reich gänzlich aufzulösen,
und dieser geschah durch die Stiftung des Rheinbundes. 16 deutsche 1806
Fürsten, an ihrer Spitze die Könige von Bayern und Württemberg, ent-
banden sich selbst ihrer Pflichten gegen Kaiser und Reich und traten in Pa-
ris zu einem Bunde zusammen, von dessen Protector, Napoleon, Krieg und
Friede und die Größe der ihm zu jedem Krieg, sei's auch gegen ihre bis-
herigen deutschen Bundesglieder, zu leistenden Hilfe abhing. Dafür wur-
den den Fürsten von Baden und Hessen-Darmstadt der Titel Großherzog,
und allen unumschränkte Regierungsgewalt und größeres Gebiet ertheilt.
Dies letztere wurde dadurch leicht, daß man von den 3oo bisher unmittel-
baren Ständen nur gegen 3o bestehen ließ und das Gebiet der übrigen,
mittelbar gemachten (mediatisirten) den Rheinbundsfürsten überwies. Na-
poleon machte dem Reichstag zu Regensburg bekannt, daß er kein deutsches
Reich mehr anerkenne, Franz Ii. legte die entwürdigte deutsche Krone
nieder, und das 1006jährige Kaiserthum Karl's des Großen erlosch.
§.41. Napoleon s Gewaltherrschaft. Der Schutzherr des
Rheinbundes verfuhr gegen Fürsten und Bürger nach Willkür. Wie
er den Buchhändler Palm in Nürnberg greifen und erschießen ließ, weil er
eine Schrift voll Klagen über Deutschlands Erniedrigung, ohne ihren In-