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1. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 155

1860 - Stuttgart : Hallberger
155 aus welchem die Dörfer freundlich wie Inseln hervortauchen. An den mit Lanbholz bekleideten Thalwänden springen hie und da kegelförmige Berge vor, von deren dichtbewaldeten Höhen die Trümmer einer alten Feste ernst und an die Vergäng- lichkeit aller irdischen Dinge erinnernd herniederschauen, so z. B. die Feste Hohen- urach im Ermsthal. Die Thäler der Donauseite bieten ein anderes Aussehen dar, find aber auch mitunter noch recht lieblich. Ans flachem, baumlosem Wiesengrund, zwischen meist gcbüschlosen Ufern, schlängeln sich die Flüßchen in einem schlammigen, von Wasserpflanzen besetzten Bett, welches manchmal von Fclsbänken unterbrochen ist, still und ruhig mit vielen Krümmungen fort. Die Thalwände sind zwar steil, oft senkrecht, aber nicht so hoch, wie bei den Ncckarthälern. Auch an Trümmern von Burgen fehlt es nicht, namentlich im Lauter- und im Lauchartthal, und sie dienen um so mebr zur Zierde, als diese Thäler überhaupt anspruchsloser, stiller und ein- förmiger find, als die Neckartbäler. Wenn man nun die Hochfläche der Alb ersteigt, da sieht man nichts als öde, von kleinen Waldstrecken unterbrochene Ebenen mit der ermüdend einförmigen Ab- wechslung von meist kesselrundcn Vertiefungen und flachen Anhöhen, welche gerade nur so hoch sind, daß sie einem immer wieder die erwartete Fernsicht verdecken. Hier kommen lange Feldstrecken, die mit Nasen überwachsen sind; denn sie sind wegen Ihrer weiten Entfernung von den Ortschaften, und weil es an Dünger fehlt, schon sechs bis neun Jahre unbebaut und liegen als Weiden oder Mähder brach. Dort siebt man Aecker, wo die Halme so dünn stehen, daß man nieset, cs sei etwa hie und da ein in der Ernte ausgefallenes Korn aufgegangen, überdies sind sie mit viel Unkraut untermengt. Das Seltsamste aber, Has einem Fremden am meisten auffällt, ist das: der schwarze, dünne Boden ist vvrt "zahllosen, blendendweißen Steinen wie übersäet. Diese sind jedoch eine Wohlthat; denn ohne sie würden die heftigen Winde, die fast immer über die Alb hinstreichen, die leichte Erde fortwehen, auch erhalten diese Steine dem Boden seine Feuchtigkeit. Auch sind diese Aecker nicht unfruchtbar, ja es fehlt sogar nicht an üppigen Getreidefeldern, daß die Alb mehr Frucht erzeugt, als sie für den eigenen Bedarf nöthig hat. Von Weinbau kann natürlich keine Rede sein, die Obstzucht ist beschränkt; der Winter dauert lang und ist sehr schneereich, 'so daß die. Wohnungen in Schneemassen wie begraben sind; Frühlings- und Herbst- fröste sind häufig, die Sommernächte oft kalt, Nebel und Reisen kommen bis in den Sommer hinein vor, so daß die Henmäher oft Eis auf dem Gras treffen. Die Thaler, namentlich die nordwestlichen, so wie der Südostabfall gegen die Donau, be- sondcrs das Hochsträß, haben natürlich ein milderes Klima. Die Ortschaften liegen unter ihren Strohdächern wie begraben in weiten Entfernungen von einander, ein- sam, gewöhnlich in Vertiefungen zum Schutz vor den scharfen Winden. Die Hütten sind meist ein stockig, ohne Kamin, außen statt der Verblendung mit einem roth an- gestrichenen, mit Figuren gezierten Getäfel belegt. Die meisten Orte haben Mangel an Ouellwasser; daher sind Wassersammlnngen angelegt, in welchen das Negenwasser aufgefangen wird. Es sind fünfzehn bis zwanzig Fuß tiefe, von Thon ausgcschla- gene Cisternen, in welche man das Regenwasscr von den Strohdächern hineinleitet. Für das Vieh hat man sogenannte Hülcn, Hülben oder Nösen, d. h. flache Waster- behalter, in welchen das Wasser von den benachbarten Anhöhen zusamnienläuft. Die Hauptfelsart, ans welcher das Innere der Alb besteht, ist ein hellfarbiger, gewöhnlich gelblich weißer Kalk, den man Jurakalk nennt; er enthält viele ver- steiiiekte Schnecken und Mpscheln, Ä>uch kommt Eisen in Bohuerzkörncrn in ihm vor,
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