1860 -
Stuttgart
: Hallberger
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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an einigen Orten trifft man auch Mineralquellen, z. B. zu Ueberkingen und Ditzen-
bach. Im Jurakalk findet mau viele versteinerte Ammonshörner bis zur Größe eines
Pflugrads. In manchen Albthalern kommt der Tuffstein sehr häufig vor. welcher,
eine vorzügliche Erwerbsquelle ist. Die über einander gelagerten Gesteinsschichten
der Alb sind zusammen gegen 1000 Fuß mächtig (tief) und zeichnen sich durch un-
gemeine Zerklüftung und Höhlenreichthum aus. Man kennt über sechzig größere
Höhlen; es gibt aber noch weit mehrere, die, weil sie nicht zur Oberflache münden,
dem menschlichen Auge und Fuß unzugänglich find. An manchen Orten ist der Bo-
den ganz unterhöhlt, was mau aus dem hohlen Ton, den man beim Hufschlag der
Pferde hört, so wie aus den trichterförmigen Einsenkungen der Oberfläche (den Erd-
fällen) schließen kann. In diese unterirdischen Klüfte und Höhlen sickert das Negen-
wasser hinab und häuft sich im Innern des Gebirgs zu großen Wassersammlungey
an, woraus mau sich auch die Wasserarmut der Oberfläche zu erklären hat. Diese
Wassersammlungen brechen nach einem oft stundenlangen unterirdischen Lauf dann
als mächtige Quellen hervor, so im Blautopf, der von einer schroffen Bergwand um-
geben ist, 408 Fuß im Umfang hält, 71 Fuß tief ist und durch seine herrliche,
bald grüne, bald blaue Farbe sich auszeichnet; ferner in der Quelle der Aach bei
Urspring, und der Lontel, welche fünf Stunden lang, von Breitingen bis Lonthal,
unter der Erde fortfließt. Oder haben solche Wassersammlungen auch durch eine
Höhle ihren Ausfluß und geben auf diese Act Bächen ihren Ursprung. Solche
Höhlen sind z. B. die Friedrichshöhle, aus welcher die Zwiefalter Aach hervorströmt,
die man 600 Fuß weit in den Berg hinein auf einem Nachen befahren kann; so-
dann die Falkensteiuer Höhle, eine Stunde östlich hinter Urach, aus welcher die
Elsach kommt, die im Hintergrund einen tiefen See und einen unterirdischen Wasser-
fall bildet. Solche Höhlen mit fließenden Wassern find dann tiefer ins Gebirg ein-
gesenkt, und der Jurakalk ist noch 5 — 700 Fuß über ihnen aufgelagert; die Höhlen,
welche näher an der Oberfläche des Gebirgs liegen, nur 1 — 200 Fuß daruuter,
sind trocken. Unter diesen sind zu nennen: das Linkenboldslöchlein bei Onstmettingen,
800 Fuß laug, die Karlshöhle bei Erpfiugen, 568 Fuß, die Nebelhöhle, nahe bet
dem Lichtcnsteiner Schlößlein, 680 Fuß lang, vierzig bis siebzig Fuß hoch. Aus
ihren wundervollen Tropfsteinbildungen hat die Phantasie einen ganzen Kirchenschmuck,»
eine Kapelle mit Kanzel, Altar, Orgel samt Vorhängen, Deckenverzieruugen und
Heiligenbildern herausgebracht. Sodann das Schillerloch bei Hohenwittlingen, eine
Viertelstunde lang, das Sibyllenloch an der Teck, das Erdloch bei Sontheim, 670
Fuß lang. Merkwürdig sind ferner auf der Alb die vielen trockenen, d. h. wasser-
losen Thaler.
An dem nordwestlichen Absturz der Alb bildet der Jurakalk oben einen senkrechten
Felsenkranz, dessen weißes Gestein im Sonnenschein weithin glänzt; senkrechte Fels-
abstürze kommen überhaupt häufig vor; in ihren Klüften haust der Uhu. Laubholz,
namentlich Buchwälder, sind auf der Alb vorherrschend, denn sie lieben den Kalkboden;
auch sind Felsen- und Alpenpflanzen auf ihr einheimisch; diese werden auf dem
trockenen, heißen Kalkboden sehr gewürzhaft und gewahren darum vorzügliche Wei-
den. Deßwegen übersommern die Schashalter des Unterlands ihre Heerden auf der
Alb; auch ist aus demselben Grund die Pferdezucht, namentlich auf der südlichen
Alb, besser als im Unterland.
Die Bevölkerung der Alb ist gering, etwa zur Hälfte evangelisch, zur Hälfte
katholisch. Die evangelische Bevölkerung ist auf der nördlichen, die katholi-sch»'auf