1860 -
Stuttgart
: Hallberger
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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der Hügelmassen bieten weite und herrliche Aussichten über die an ihrem Fuß sich
ausbreitenden Landschaften dar. Bekannt sind in dieser Hinsicht der Rothenberg bei
Untertürkheim 1263 Fuß, Kapelberg bei Fellbah 1444 Fuß, Wunnenstein bei Win-
zerhausen 1206 Fuß, Michelsberg bei Bönnigheim 1200 Fuß, Heilbronner Wart-
berg 966 Fuß, Waldenburg 1568 Fuß, Einkorn bei Hall 1570 Fuß hoch, welche
meist auch mit Trümmern ehemaliger Burgen oder Kapellen geziert sind. Ebenso
gewähren die südlichen Flächen, die Höhen im Gäu und auf den Fildern, die ent-
zückendsten Aussichten gegen Süden mit dem prachtvollen Hintergrund der Alb.
Wenden wir unsere Blicke auf dah Innere der Erde, auf das unter der Ober-
fiäche verborgene Gestein, so begegnen uns in dem beschriebenen Gebiet dreierlei
Gesteinsarten.
1. Die Ebenen am Fuß der Alb und die Filder bestehen aus Lias (Leies),
der sich auch noch auf die Hügel des Welzheimer Waldes und des Schönbuchs herein-
zieht." Er besteht theils aus einem sehr weichen, feinkörnigen, meist hochgelben
Sandstein (Liassandstein), der Eisenerz enthält, das in Wasseralfingen verwendet
wird, theils aus dem dunkelschwarzbläulichen Kalk (Liaskalk), der zum Straßenbau
dient, theils aus Schiefer (Liasschiefer), in welchem sich die merkwürdigsten Verstei-
nerungen, z. B. versteinerte Knochen der Fischcidechse, finden, namentlich bei Voll,
Zell, Ohmden, Dürnau, Heiningen. An mehreren Orten, z. B. bei Voll, Reutlingen
und Scbastiansweiler, entspringen in diesem Schiefer Schwefelquellen; auch wird er
zum Dachdecken gebraucht.
2. Das Gestein der Hügelmassen besteht theils aus Mergel, theils aus Sand-
stein und wird unter dem Namen Keuper zusammengefaßt. Der Keupersandstein ist
nicht so weich wie der Liassandsteiu und von gelblichgrünlicher, meist jedoch von
röthlicher Farbe, weßwegen die Hügel schon von ferne durch ihr röthliches Aussehen
auffallen. Er wird, z. B. um Stuttgart, häufig als Werkstein verwendet. Der
Mergel ist unter dem Namen Leberkies bekannt, zerfällt in kleine Plättchen und
wird häufig in die Weinberge gebracht. Auch Gips und Steinkohlen kommen im
Keuper vor, letztere aber nur in Nestern.
3. Der übrige Theil unseres Gebiets, also die Flächen mit Ausnahme der
Filder und der Vorebenc der Alb, ist mit dem sogenannten Muschelkm bedeckt, der
meist bläulichgrau bis hellgrau aussieht, und mit welchem die meisten Straßen des
Unter- und Mittellandes beschlagen werden. Dieses Gebilde umschließt einen uner-
meßlichen, erst seit etwa dreißig Jahren entdeckten Reichthum an Steinsalz, welcher
in den Salzwerken, die theils am obern Neckar in Wilhelmshall und Nottenmünster,
theils am unten: Neckar zu Friedrichshall und Clemenshall, theils am Kocher zu
Wilhelmsglück angelegt sind, ausgebeutet wird. Unter den Mineralquellen des
Muschelkalks find die berühmtesten die zu Niedernau ob Nottenburg, zu Cannstatt
und zu Mergentheim.
Das Klima unserer Landschaft ist im Ganzen mild und angenehm, am mildesten
am untern Neckar, Kocher, an der untern Jagst, an der Tauber und Enz. Hier sind
die besten Weingegenden. Je weiter gegen Süden, desto rauher wird das Klima;
denn dorthinzu steigt der Boden immer mehr an; am rauhesten wird es in den
oberen Neckargegenden und auf den Höhen des Welzheimer Waldes.
Der Weinbau zieht sich tm Neckarthal und seinen Nebenthälern bis zur Alb
und dem Schwarzwald hinauf. Noch an den nordwestlichen Vorhöheu der mittlern
Alb kommt er vor. Die berühmtesten Weine find die von Uhlbach, Untery?:khe!in,