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1. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 169

1860 - Stuttgart : Hallberger
169 der Boden, die Wände, die Decke. Der Gang ist dadurch entstanden, daß lange Zeit hier nach vornen und nach hinten einige Männer gearbeitet haben, das Salz heraus- zuhauen. Solcher Stollen mögen noch mehrere im Bergwerke sein; wir hatten ge- nug, den einen gesehen zu haben, und stiegen noch tiefer hinunter. Da hatten wir nun einen großartigen Anblick. Wir standen in einem Gewölbe, hoch wie eine an- sehnliche Kirche, getragen von mächtigen Säulen und unabsehbar in die Länge sich ausdehnend, ein Tempel Gottes tief unten im Schooße der Erde, wo der betende Bergmann in besonderem Sinne sprechen kaun: „Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir!" (Ps. 130, 1.), und wo sich dem Gemüthe mächtig das Wort ansdringt: Alles, was er will, das thut der Herr, im Himmel, auf Erden, im Meer und in allen Tiefen. (Ps. 135, 6.) Ja, es drängt das Herz, hier unten von dem lieblichen Lichte der Sonne und von menschlicher Hülfe so fern, in der Einsamkeit, wo Jeder allein vielleicht hundert Schritte vom Andern den ganzen Tag über sein Geschäft verrichtet, zum Herrn sich zu erheben und seiner allgegenwärtigen Liebe und Macht gläubig zu gedenken, und ich meine, wenn einer, so muß der Bergmann ernsten Sinnes und eifrig im Beten werden. Zwar so blendend und glänzend, wie wir ihn uns zuvor vorgestellt hatten, war der Anblick hierunten nicht; denn die Salzfelsen, aus denen Boden, Säulen und Decke bestehen, find hier nicht weiß, wie unser Kochsalz, sondern grau, mit Thon vermengt und durch Pulverdampf geschwärzt, und ihr Glanz ist nur matt; aber der ungeheure Raum tief unten in der Erde und die große Menge des für Menschen und Vieh unentbehrlichsten Gewürzes, mit der Gott von der Schöpfung her für alle Geschlechter gesorgt hat, stimmen unser Gemüth zur Bewunderung. In diesen Hallen wandelnd, kamen wir bald zu einem Bergmanne, der beim schwachen Grubenlichte wie ein Steinhauer arbeitete und sich abmühete, ein Stück vom Salz- felsen nach dem andern wcgzuschlagen. Glück auf! sagten wir vorübergehend; er er- wiederte: Glück aus! und arbeitete fort. Bald vernahmen wir den Nus: Beim Schil- ling brennts: Da sagte der Obersteiger: Wir müssen stehen bleiben. Der Bergmann Schilling sprengt mit Pulver den Salzfelsen und hat nun, nachdem er ein tiefes Loch in den Felsen gehauen, dieses mit Pulver gefüllt und den zu dem Pulver führen- den Schwefelfaden angezündet hat, vorschriftmäßig durch seinen Nus gewarnt, daß Niemand in die Nähe komme, bis die Wirkung des Pulvers vorüber ist. Nicht lange stand es an, so hörten wir einen Knall, wie einer Kanone, und der Obersteiger sagte: Nun wollen wir hingehen und sehen, ob der Manu glücklich ge- wesen ist. Eben als wir in die Nähe kamen, kam dieser hinter einer dicken, breiten Säule hervor, hinter welcher er sich geschützt hatte; Glück auf! rief er, und freute sich mit uns über die gewaltigen Salzstücke, welche durch die Gewalt ves Pulvers vom Felsen getrennt und rings herum geworfen worden waren. Diese Salzstücke werden nachher auf dem Hund, einer Art von Karren, entweder zu dem großen Wasserbehälter in der Tiefe geführt und hineingeworfen oder zu dem Touncnschachte und in der Tonne hinaufgehaspelt. Wir kamen bald zu einem ausgetrockneten See, einem weiten Becken, in welches früher das unterirdische süße Wasser geleitet worden war, das Salz aufzulösen, das aber nun verlassen worden ist, während in ein an- deres weites Loch, zu dem wir nachher kamen, das Wasser geleitet wird, in welchem die gesprengten Salzstücke ausgelöst werden. So entsteht die gesättigte Soole, das Salzwasser, das nahezu i8/100 Theile Salz enthält. Diese Soole wird durch ein Pumpwerk hinausgeschafft und von Wilhelmsglück zwei Stunden weit durch hölzerne oder eiserne Teichel in die Saline zu Hall geleitet, wo durch Sieden das Wasser
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