1860 -
Stuttgart
: Hallberger
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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zuvor versehen, wie lange und wie weit sie wohnen sollen." —
Dieser Versicherung des Apostels Paulus gemäß (Apostelgesch. 17, 26.)
dürfen wir glauben, daß die Lage und Beschaffenheit des deutschen
Landes mit der Natur und Bestimmung des deutschen Volkes in
gutem Einklang stehen, daß Land und Volk wohl zu einander paffen.
Und das wird dann auch durch genauere Beobachtung und Erfahrung,
wie durch die ganze bisherige Geschichte des deutschen Volkes, bestätigt.
Wann unsere Urväter aus dem Geburtslande der Menschheit,
Asten, ausgegangen sind und> das ihnen zugedachte gute Land bezogen
haben, ist nicht bekannt. Die ersten bestimmten Nachrichten über
das Volk der Deutschen oder — wie sie dieselben nannten — der
Germanen, haben uns die Römer überliefert, die etwa hundert
Jahre vor Christi Geburt mit zwei Stämmen derselben, den Cimbern
und Teutonen, in mehreren großen Schlachten zusammengetroffen
sind. In jenen Zeiten, vor etwa 2000 Jahren, da sah es in Deutsch-
land noch gar anders aus als jetzig war noch keine Straße
gebaut, kein Garten, kein Weinberg angelegt, da waren noch keine
Städte, welche Tausende von kunst- und gewerbsfleißigen Menschen
vereinigten, keine Burgen, welche die Häupter der Berge krönten,
keine Kirchen, die mit ihren Thürmen, als bedeutsamen Zeigefingern,
gen Himmel wiesen. Den größten Theil des Landes bedeckte ein
großer, unübersehbarer Wald. Der römische Feldherr und Geschicht-
schreiber Cäsar, der um fünfzig Jahre vor Christi Geburt lebte und
unserem Vaterlande selbst auch vom Rhein herüber ein paar kurze
kriegerische Besuche gemacht hat, nennt jenen Wald den hercynischen,
vielleicht wie Harzgebirge aus Hardt d. h. Waldgebirge, und ver-
sichert, derselbe sei über neun Tagereisen breit und über sechzig lang
gewesen. Unser Schwarzwald, Odenwald, Spessart, Thüringer Wald,
das Riesengebirge, der Böhmerwald, der Harz und viele andere find
davon noch Ueberbleibsel. Ungeheure Eichen, Buchen und Tannen er-
huben ihre Kronen in die Lüste, und bildeten ein so dichtes Schatten-
dach, daß die matten Sonnenstrahlen nicht hindurchdrangen. Die
Wurzeln bäumten sich oft wieder vom Boden empor, daß man unten
durchgehen konnte. Große Sümpfe bedeckten die Niederungen. Der
Rhein, die Donau und alle die vielen Waldströme, damals viel größer
und reißender als jetzt, hatten von einer Bergwand zur andern freien
Lauf, nirgends eine Eindämmung oder ein auf andere Weise geregel-
tes Flußbett. — Man hatte weit zu gehen, bis man wieder einzelne,
zerstreut liegende Hütten sah; aber ganze Rudel Wild liefen umher,