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1. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 214

1860 - Stuttgart : Hallberger
Kälte des langen Winters. Hinwieder nimmt das Wunderland Indien durch die Pracht und Ueppigkeit seiner Natur die Sinne gefangen und versenkt den Geist in ein träumerisches Stillleben, während die reiche Inselwelt von Cey- lon, Java, Sumatra, Borneo und den Gewürzinseln unter der Glut der heißesten Sonne erseufzt und eine anhaltende Thätigkeit dem Menschen er- schwert. Die gemäßigteren Länder aber, wie die Türkei, Persien, das eigentliche China und Japan, erfreuen sich trotz des für menschliche Thätigkeit und Entwick- lung günstigeren Klimas keineswegs geistiger Entwickelung und bürgerlicher Freiheit: von Westen bis nach Osten derselbe Despotismus der Herrscher, der- selbe Sklavensinn der Beherrschten. Die Religion Muhammeds war ein lodern- des Feuer, das eine Zeitlang von Arabien aus die angrenzenden Völkerstämme mit neuer Thatkraft beseelte, aber es war nur vorübergehend und konnte den Funken wahrer Geistesbildung nicht entzünden. So sehen wir denn jetzt bei den gebildeteren asiatischen Völkern nur noch Ueppigkeit und Schlaffheit, das türkische Reich in Asien ist so morsch wie das in Europa; das alte Indien ist todt, die Religionen haben ihre Heiligkeit, die alten Schriftwerke ihr Ver- ständniß , die alten Sitten ihre Bedeutung verloren, obwohl der feingebildete Hindu noch lange den europäischen Eindringlingen seinen zähen Widerstand entgegensetzen wird. China, die „Blume der Mitte", wie die Chinesen ihr Land nennen, ist eine welkende Blume, ein mit Menschen überfülltes Haus, das den Einsturz droht. Kräftiger noch und bildsamer im Innern steht das Jnselreich Japan da, das klug genug ist, streng gegen fremde Völker sich abzu- schließen , um seine Unabhängigkeit zu bewahren. Der Charakter des geistigen Lebens im Morgenlande ist Einförmigkeit, doch um so mannigfaltiger erscheint das natürliche Leben des Menschen, um so verschiedener sind seine Sitten, seine Körperbildung, seine Sprache, Lebens- art und Betriebsamkeit — entsprechend dem asiatischen Kontinente selber, der in seinen natürlichen Verhältnissen von allen Erdtheilen die größte Mannigfal- tigkeit darbietet. In keinem Erdtheile sind die klimatischen Verhältntffe so verschie- denartig wie in Asien. Seine Ausdehnung umfaßt alle Zonen. Der im hohen Norden wohnende Polarmensch, der Samojede, Tschuktsche, Ostjäke, nicht viel über vier Fuß hoch, und wiederum der schwarze, wollhaarige Insulaner auf Borneo und Sumatra, dann die zum kaukasischen Stamm gehörenden Armenier, Afghanen, Perser mit regelmäßiger, schöner Gesichtsbildung, hoher Stirne, großem Auge, langer, etwas gebogener Nase, rothen Wangen und weichem braunem oder schwarzem Haar, — welch ein Unterschied von dem hellbraunen Hinterindier, der mit einem schwarzen lockigen Haar eine platt gedrückte Nase und einen großen hervorstehenden Mund vereinigt; — und wiederum von dem
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