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1. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 241

1860 - Stuttgart : Hallberger
241 Daraus und aus mehreren sicheren Anzeigen erkennen die Gelehrten Folgendes: die Erde ist nicht bloß eine ausgebreitete, rund abgeschnittene Fläche, nein, sie ist eine ungeheure Kugel. Weiters: sie hängt und schwebt frei ohne Unterstützung, wie die Sonne und der Mond, in dem unermeßlichen Raum des Weltalls unten und oben zwischen lauter himmlischen Sternen. Weiters: sie ist rings um und um, wo sie Land hat und wo die Hitze oder der bittere Frost es erlaubt, mit Pflanzen ohne Zahl besetzt und von Thieren und vernünftigen Menschen belebt. Man muß nicht glauben, daß auf diese Art ein Theil der Geschöpfe mit dem Kopf abwärts hänge und in Gefahr stehe, von der Erde weg in die Luft herabzufallen. Dies ist lacker- lich. Ueberall werden die Körper durch ihre Schwere an die Erde angezogen und können ihr nicht entlaufen. Ueberall nennt man unten, was man unter den Füßen hat, und oben, was über dem Haupt hinaus ist. Niemand merkt oder kaun sagen, daß er unten sei. Alle sind oben, so lange sie die Erde unter den Füßen und den Himmel voll Licht oder Sterne über dem Haupt haben. Aber der geneigte Leser wird nicht wenig erstaunen, wenn ers zum erstenmal hören sollte, wie groß diese Kugel sei; denn der Durchmesser der Erde beträgt in gerader Linie von einem Punkt der Oberfläcbe durch den Mittelpunkt hindurch zum andern Punkt eintausend siebenhundert und zwanzig deutsche Meilen. Der Umkreis der Kugel aber beträgt fünftausend vierhundert deutsche Meilen, und eine Meile hat zwei Stunden. Ihre Oberfläche aber beträgt über neun Millionen Meilen ins Ge- vierte , und davon sind fast drei Viertel Wasser und ein Viertel Land. Ihre ganze Masse aber beträgt mehr als zweitausend fünfhundert Millionen Meilen im Klafter- maß. Das haben die Gelehrten mit großer Genauigkeit ausgemessen und ausge- rechnet, und sprechen davon wie von einer gemeinen Sache. Aber Niemand kann die göttliche Allmacht begreifen, die diese ungeheuer große Kugel schwebend in der un- sichtbaren Hand trägt, und jedem Pflänzlein darauf seinen Thau und sein Gedeihen gibt, und dem Kiudlein, das geboren wird, einen lebendigen Odem in die Nase. Man rechnet, daß tausend Millionen Menschen zu gleicher Zeit auf der Erde leben und bei dem lieben Gott in die Kost gehen, ohne das Gethier. Aber es kommt noch besser. . Denn zweitens: die Sonne, so nahe sie zu sein scheint, wenn sie früh hinter den Bergen in die frische Morgenluft hinauf schaut, so ist sie doch über zwanzig Mil- lionen Meilen weit von der Erde entfernt. Weil aber eine solche Zahl sich ge- schwinder aussprechen, als erwägen und ausdenken läßt, fo merke: wenn auf der Sonne eine scharf geladene Kanone stünde, und der Kanonier, der hinten steht und sie richtet, zielte auf keinen andern Menschen, als auf dich, so dürftest du deßwegen in dem nemlichen Augenblick, als sie abgebrannt wird, noch herzhaft anfangen, ein neues Haus zu bauen, und könntest darin essen und trinken und schlafen; könntest heiraten und vielleicht noch Kinder erleben. Denn wenn auch die Kugel in schnur- gerader Richtung und immer in gleicher Geschwindigkeit immer fort und fort flöge, so könnte sie doch erst nach Verfluß von ungefähr fünfundzwanzig Jahren von der Sonne hinweg auf der Erde anlangen, so doch eine Kanonenkugel einen scharfen Flug hat und zu einer Weite von sechshundert Fuß nicht mehr als den sechzigste» Theil einer Minute bedarf, ncmlich eine Sekunde. Daß nun weiters die Sonne auch nicht bloß eine glänzende Fensterscheibe des Himmels, sondern, wie unser Erdkörper, eine schwebende Kugel sei, begreift man schon leichter. Aber wer vermag mit seinen Gedanken ihre Größe zu umfassen, nachdem Lesebuch. jg
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