1860 -
Stuttgart
: Hallberger
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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als der Mond, ob man ihn gleich wegen der weiten Entfernung hier zu Land
nicht dafür angesehen hat. Einer im Jahr 1680 war hundert sechzig mal
näher bei der Sonne, als die Erde bet ihr ist. Einer im Jahr 1770 war sieben
mal weiter von der Erde weg, als der Mond. Einige sind so weit entfernt,
oder so klein, daß nur der Sternseher und Kalendermacher mit unsern Perspecti-
ven (Ferngläsern) sie entdecken können; andere kann man ohne Zweifel gar
nicht sehen, weil sie zu weit entfernt sind, oder bei Tag am Himmel stehen.
Die Cometsterne haben viel Aehnliches mit den Planeten, und drehen sich
eben so wie sie um die Sonne herum. Aber sie sind auch wieder sehr von den
Planeten verschieden: 1) sie werden nur selten sichtbar; 2) sie haben keine so
feste und kernhafte Masse als die Erde und andere Planeten; 3) sie sind mit
einem schönen, leuchtenden Schweif geziert; 4) sie bedeuten nach der Meinung
vieler Menschen ein großes Unglück.
Sage erstens, sie erscheinen viel seltener als die Planeten, die alle Tage
am Himmel auf - und untergehen, denn sie sind nicht immer so nahe bei der
Sonne oder bei uns, wie die Planeten. Nein, sondern sie sind rechte Nacht-
läufer und scheuen sich nicht, in die Fremde zu gehen, wie manches Mutterkind
sich scheut. Wenn so ein Stern einmal um die Sonne herum ist und hat sich
an ihr erwärmt und einen kräftigen Sommer gehabt, so zieht er in einer lan-
gen Linie hinweg in seinen Winter hinaus, weiß Niemand woh^n. Wenn er
alsdann dreißig oder hundert oder'viele hundert Jahre lang immer weiter und
weiter hinweggezogen ist, und es fällt ihm ein, so kehrt er wieder um, damit er
sich wieder einmal an der lieben Sonne recht erwärmen kann, und braucht wie-
der eben so viel Zeit zu seiner Heimreise, und selten einer, der ihn zum ersten
mal gesehen hat, wartets aus, bis er wieder kommt, sondern legt sich schlafen
und bekümmert sich nachher nichts mehr darum. ,
Sage zweitens, der Cometstern hat keine so feste Masie, wie die Erde oder
wie ein anderer Planet. Einige sehen aus wie ein bloßer Dunst, also daß man
durch sie hindurch die andern Sternlein will sehen können, die hinter ihnen
stehen. Andere sind zwar schon etwas dichter, haben aber doch das Ansehen,
als wenn nicht Alles daran recht aneinander hinge, sondern viel leere Zwischen-
räume da wären.
Sage drittens, die Cometsterne sind mit einem schönen, leuchtenden
Schweif geziert, aber nicht alle. Einige z. B. haben rings um sich bloß einen
Strahlenschein, als wenn sie mit leuchtenden Haaren eingefaßt wären, wie in
den großen Bibeln die Köpfe der heiligen Evangelisten und Apostel aussehen,
und Johannis des Täufers. Hat aber ein solcher Stern einen Schweif, so hat
er allemal das Ansehen eines Dunstes, der von Strahlen erhellt ist. Man
kann hinter ihm immer die Sterne sehen, an denen er vorbeizieht, er. ist immer