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1. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 288

1860 - Stuttgart : Hallberger
288 ist, ohne mit den Lehrern zu reden, oder ihnen Fragen vorzulegen ; andere hören nicht ein einziges Wort, sondern stehen in einejn Winkel der Kirche und plaudern mit einander.» — Da kam die Verfolgung im Jahr 250 plötzlich wie ein Wetter über sie und schreckte sie aus ihrer Sicherheit auf. Decius wollte das Christenthum völlig ausrotten. Durch \einen kaiserlichen Befehl wurden die Christen im ganzen Reich aufgefordert, an einem bestimmten Tag vor der Ortsobrigkeit zu erscheinen und den Götzen zu opfern. Nicht wenige, besonders Reiche und Vornehme, gehorchten. Andere ergriffen die Flucht und wurden dann ihres Vermögens beraubt. Bei denen, welche geblieben waren, wandte man alle möglichen Mittel an, um sie zum Abfall zu bringen. Durch Kerker und Bande, Schläge und Steinigung, Feuer und Schwert, Hunger und Durst und unzählige andere Martern wollte man sie zwingen, ihren Glauben zu verleugnen. Einige liessen sich auch sogleich dazu bewegen, andere hielten sich anfangs standhaft und fielen dann ab, manche aber überwanden Qual und Tod um desswillen, der sie geliebt hatte bis in den Tod. «Der Herr wollte sein Volk prüfen», schreibt der Bischof von Karthago, Cyprianus, der nachmals selbst als Märtyrer starb. «Weil ein langer Friede die uns von Gott befohlene Zucht verdorben hatte, so hat die Züchtigung unsern Glauben wieder geweckt, der beinahe eingeschlafen war.» Dioskorus, ein Knabe von noch nicht ganz fünfzehn Jahren, wurde auch vor den Richtei geführt. Dieser wollte ihn erst durch Schmeicheleien und dann durch Martern dem Heiland untreu machen; aber es gelang ihm nicht. Dieser Knabe be- kannte Jesum so offen und freudig, dass der Richter sich darüber verwun- derte und ihn, weil er noch so jung war, losliess. Die letzte und furchtbarste Verfolgung der Christen begann unter dem römischen Kaiser Diocletian und dauerte acht Jahre. Alle christlichen Kirchen sollten zerstört, alle Handschriften der Bibel ausgeliefert und verbrannt wer- den; die Bürger, welche Christen geworden, sollten ihre Rechte und Würden verlieren, und die christlichen Sklaven niemals freigelassen werden, wenn sie das Christenthum nicht abschwüren. Sie wurden an ihren Leibern verstüm- melt, haufenweise verbrannt, ersäuft und sonst aufs grausamste hingerichtet. Aber die Glaubensfreudigkeit der meisten Christen war unter diesen Verfol- gungen so gross, dass sie Gut und Blut g¥rn dahin gaben. — Ein Knabe, Hilarian aus Numidien in Afrika, war mit andern Christen gefangen genom- men worden. Der heidnische Richter meinte, ihn durch Drohungen leicht in Schrecken setzen zu können; aber der Knabe sprach: «Thut, was ihr wollt, ich bin ein Christ!» Jede dieser Christenverfolgungen diente zur inneren Läuterung und Stär- kung der Christen, ja selbst äusserlich zur Vermehrung ihrer Zahl, denn das Blut der Märtyrer war der Same der Kirche. Bald nach der Verfolgung unter Diocletian kam es nach Gottes wunder- barer Fügung dahin, dass ein römischer Kaiser die Christen nicht nur schützte, sondern dem Christenthum selbst auf alle Weise förderlich war, ja sich am Ende seines Lebens selbst auf den Namen Jesu Christi taufen liess. Es war dies Constantia, mit dem Beinamen der Grosse. Sein Name ist noch in dem Namen von Constantinopel, d. i. Constantinsstadt, ei- halten. mm
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