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1. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 295

1860 - Stuttgart : Hallberger
295 139. Muhammed. (622.) 'Wenn ein edler Baura wilde Zweige getrieben hat und dadurch am Frucht- tragengehindert wird, so tritt der Gärtner hinzu und beschneidet ihn mit scharfem Messer. Der Baum verliert freilich für eine Zeit lang seine schöne Gestalt, und manches Reis fällt zur Erde und erstirbt, aber ihm geschieht den- noch wohl, er wird gereinigt und gerettet. So musste der Herr zu Anfang des siebenten Jahrhunderts mit seiner Kirche thun. Mancher wilde Zweig der Sünde und des Weltsinns war an dem edlen Baume hervorgeschossen, be- sonders im Morgenlande. Da liess der Herr von Morgen her einen gewaltigen Feind wider die Kirche aufstehen, der furchtbarer wüthete, als Gothen und Hunnen in der grossen Völkerwanderung je gethan, — es war Muhammed und seine Araber«, In Arabien wohnten seit uralten Zeiten die Nachkommen Ismaels, des Sohnes Abrahams. Obgleich ihre Heimat dem gelobten Lande so nahe lag, waren sie dennoch 600 Jahre nach der Geburt unseres Herrn immer noch heidnische Götzendiener geblieben, die in viele Stämme getheilt und durch mannigfache Kämpfe (Blutrache) entzweit, als Hirten umherzogen und vom Ertrage ihrer Heerden und vom Raube lebten. Seit der Zerstörung Jerusalems wohnten auch viele Juden in Arabien, auch hatten christliche Mönche dort Klöster erbaut, aber sie lebten in so tiefer Unwissenheit, dass man Mühe hatte, sie für Christen zu erkennen. In diesem Lande, in der Stadt M e cca, trat im Anfang des siebenten Jahrhunderts ein Mann auf, der sich für einen von Gott gesandten Propheten ausgab. Muhammed war sein Name. Seine Eltern starben frühe, und ein reicher Oheim hatte ihn erzogen und zum Kaufmannsstande bestimmt. Er hatte mehrere grosse Handelsreisen nach Syrien und an den Euphrat gemacht, hatte später eine reiche Wittwe gehei- ratet und war ein angesehener Kaufmann geworden. Hernach verlor er sein Vermögen wieder, lebte eine Zeit lang, von allen Menschen geschieden, in j einer Höhle, und trat dann plötzlich mit der Erklärung hervor, der Engel Gabriel habe ihm den Auftrag an seine Landsleute gegeben, den Götzendienst zu zerstören und den reinen Glauben ihres Vaters Abraham wieder herzu- stellen. Muhammed war ein schöner, kühner und gewandter Mann, in voller Kraft seiner Jahre,, der die Gabe der Beredsamkeit und der Dichtkunst in einem hohen Grade besass. Er wusste seine begeisterten Aussprüche in wohl- klingende Verse einzutheilen; dadurch wurden sie dem Ohre gefällig und dem Gedächtniss behältlich. Viele staunten den neuen Propheten an, aber nur seine Frau Kadidschah und sein Neffe Ali glaubten an ihn. Allmählich gewann sein Predigen mehr Eingang. Das erregte ihm den Hass seiner Feinde, und einige Jahre später musste er, da mehrere derselben sich verschworen hatten, ihn zu ermorden, sein Leben durch die Flucht retten. Er floh im Jahr 622 nach Christus in eine mit Mecca in Feindschaft stehende Stadt Medina. Hier wurde er mit offenen Armen empfangen und die Zahl seiner Jünger mehrte sich un- glaublich schnell. Mit dem Jahr dieser Flucht (Hedschra genannt) beginnen
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