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1. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 296

1860 - Stuttgart : Hallberger
7 296 die Muhammedaner ihre Zeitrechnung. Doch rechnen sie nicht, wie wir, nach Sonnenjahren, sondern nach Mondjahren, von 354 Tagen. Die Meccaner wollten den Entflohenen mit Gewalt der Waffen wieder zu- rückführen, aber auch Muhammed hatte seine Schüler bewaffnet und führte sie gegen die Feinde. Anfangs ward er geschlagen, aber er sammelte seine An- hänger aufs neue und wusste -sie so zu begeistern, dass er nun den Sieg ge- wann. Bald darauf eroberte er sogar Mecca und einige umliegende Städte. Nun ward er immer kühner. Er erklärte, er habe den Auftrag von Gott empfangen, seine Lehre mit Feuer und Schwert auszubreiten; wer sich ihm nicht unterwerfe, der müsse sterben. Ein grosses Heer tapferer und beute- lustiger Streiter sammelte sich um ihn, und mit diesem zog er siegend umher, und fiel sogar in Syrien ein. Heiden, Juden und Christen bekannten sich, theils gezwungen, theils freiwillig, zum Islam (Glauben) und hiessen dann Moslemim (Gläubige), woraus später das Wort Muselmann entstand. Muham- med wagte es sogar, den König von Persien und den griechischen Kaiser zu Constantinopel, von denen der erste ein Heide, der letztere aber ein Christ war, aufzufordern, ihrem bisherigen Glauben zu entsagen und seine Lehre an- zunehmen. Er würde ohne Zweifel seine Eroberungen noch weiter fortgesetzt haben, all ei u er starb, 63 Jahre alt, im Jahre 632, wie man sagt, an ver- giftetem Fleische, das ihm eine Jüdin vorgesetzt hatte, um zu erfahren, ob er auch,Zue Andere ein sterblicher Mensch sei. j Man hat viel darüber gestritten, ob Muhammed selbst geglaubt habe, was er lehrte, oder nicht; — mit andern Worten, ob er ein Schwärmer oder ein Betrüger gewesen sei? Wahrscheinlich glaubte er anfangs wirklich, göttliche Eingebungen empfangen zu haben. Er sah die Abscheulichkeit des Götzen- dienstes, der in seinem Yaterlande getrieben wurde und dem sich damals noch viele seiner Landsleute ernstlich widersetzten, deutlich ein. Von Juden hatte er sich Vieles aus der Geschichte ihres Volkes und von ihrem Gesetze er- zählen lassen. Die schöne äussere Ordnung des Gottesdienstes gefiel ihm wohl, aber die Gebote dünkten ihm zu strenge zu sein. Auch das Christen- thum lernte er kennen, aber nur durch einige unwissende Mönche, die ihm kaum etwas von der Geschichte und Lehre des Herrn erzählen konnten, und ihn dann auf einige äussere Gebräuche, auf Fasten, Psalmenlesen, Kreuz- schlagen und willkürliche Bussübungen hinwiesen und ihm sagten, das sei Christenthum. Da konnte denn Muhammed freilich von der Herrlichkeit des Christenglaubens, von seinem Troste und seiner Kraft nichts erkennen, viel- mehr dünkte es ihm, es sei in jeder Religion, in der heidnischen, jüdischen und christlichen, etwas Wahres und Gutes; dieses zusammengenommen müsse die rechte Lehre sein. In seiner lebhaften Einbildungskraft hielt er sich von Gott berufen, diesen neuen Glauben auszurichten. Als aber das Glück ihm günstig war, da bediente er sich offenbar betrügerischer Mittel zu Erreichung seines Zweckes. Sein Leben war eines göttlichen Gesandten völlig unwürdig. Er suchte Kriegsruhm und weltliche Ehre, er predigte Mord und Zerstörung und erklärte, Gott habe ihm die Erlaubniss gegeben, Lüste auszuüben, die er allen andern Menschen verboten hatte. Es kann nicht geleugnet werden, dass Muhammed seinem Volke einiges Gute brachte, z. B. dass er statt der frühern Selbsthülse die Araber gewöhnte,
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