1860 -
Stuttgart
: Hallberger
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
Hoffnung auf, obschon unbegründetes Misstrauen des Vaters den Sohn aufs
neue und auf lange in die Fremde trieb.
»Siehe, Gott stehet mir bei*, so konnte er mit dem gleichfalls ver-
folgten David rühmen, »der Herr erhält meine Seele«. (Ps. 54, 6.) Und
wie viel ist nicht dem Lande Württemberg in diesem Jüngling erhalten worden!
/j Die Schule der Noth und Bedrängniß, die Christoph jeit den ersten Jahren
seiner Kindheit durchlaufen mußte, war recht dazu geeignet, aus ihm einen tüchtigen
Fürsten zu machen. Er hatte gehorchen gelernt, hatte, von seinem vierten Lebensjahre
an bis zu seinem Regierungsantritt fast immer in die Fremde verstoßen, dort, zu-
mal in des Kaisers Nähe, Erfahrungen gesammelt und Verbindungen angeknüpft,
die ihm später sehr nützlich wurden.
Am Sterbetag seines Vaters (6. Nov. 1550) war Christoph von Mömpel-
gard her in Tübingen angekommen; am 8. November ließ er sich in Tübingen und
Stuttgart, und gleich darauf auch in den übrigen Städten des Landes huldigen.
Die Cannstatler riefen bei der Huldigung mit lauter Stimme: -.Hie gut Württem-
berg in Ewigkeit."
Ulrich hatte das Herzogthum in einer mißlichen Lage hinterlassen. Eine große
Schuldenlast lag auf dem Lande; spanische Besatzungen waren noch da; König
Ferdinand machte Ansprüche auf den Besitz von Württemberg; das Interim hatte
die Siebte und Mönche wieder in ihre Klöster, die Meßpriester in ihre Kirchen zu-
rückgeführt. Alles war in der größten Verwirrung. Aber Christoph wußte durch
seine Einsicht, sein Ansehen und seine persönlichen Verbindungen diese Schwierig-
keiten bald zu überwinden. Nun machte er sich an die wichtige Aufgabe, das Land,
das seit Eberhards I. Tod wohl einem vom Sturme bewegten Meere zu vergleichen
war, in den verschiedensten Beziehungen durch gute Gesetze und Einrichtungen zu
g Eine große Wohlthat für das Land war z. B. das neue, im Jahr 1553
sichte „Landrecht", das an die Stelle so vieler einzelnen Rechte, Herkommen
oohnheiten treten sollte. An sie schloß sich die erneuerte und verbesserte
irdnung", d. h. Polizeiordnung an, die „Landmeß - und Eichordnung",
welche gleiches Maß und Gewicht einführte, die „Forst-, Bau-, Zoll- und Feuer-
ordnung" nebst vielen andern Gesetzen und Verordnungen. Gesetze sind nun freilich
keine Bäume, von denen man Früchte erwarten kann; aber sie sind ein Zaun um
den Garten, damit die fruchttragenden Bäume nicht beschädigt werden. Christophs
Plan, den Neckar schiffbar zu machen, kam erst unter König Wilhelm zur Ausführung.
Die Errichtung von Fruchtkästen wurde durch eine Theurung veranlaßt. Die Er-
haltung und Ausbildung der landständischen Verfassung, um die sich Ulrich wenig
oph angelegen sein. Unter ihm entstanden
Kirchenverbcfferung am Herzen, da die guten Anordnungen seines Vaters durch das
Interim wieder vereitelt worden waren. Zu diesem Geschäft berief er Johannes
Brenz, machte ihn zum Probst, d. i. zum ersten Geistlichen der Stiftskirche in Stutt-
gart und bediente sich seines Rathes und seiner Arbeit in allen wichtigen kirchlichen
Angelegenheiten. Eine neue „Kirchenordnung', die Einrichtung der Klosterschulen
177. Herzog Christoph von Württemberg./^^
(f 1568).
Besonders aber lag ihm das Werk der