1860 -
Stuttgart
: Hallberger
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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Das Heer Wellingtons batte gegen 13,000 Todte und Verwun-
dete, und unter diesen die angesehensten Befehlshaber. Geringer war
an diesem Tage der Verlust der Preußen; obwohl sie dem Feind den
größten verursacht, hatten sie selbst, begünstigt durch den Stand und
die Wendung der Dinge, den kleineren; er betrug 7000 Mann.
Die Franzosen dagegen hatten über 30,000 Todte und Verwundete,
15,000 Gefangene, 300 Kanonen nebst der verhältnißmäßigen Anzahl
Pulverwagen und zahlloses Fuhrwerk mit Gepäck und Kriegsgeräthen
aller Art eingebüßt.
Durch diese Schlacht war die Macht Napoleons gebrochen; Paris
wurde zum zweitenmal eingenommen, der Kaiser mußte noch einmal
seine Krone niederlegen und wurde von den Engländern auf die weit
entfernte Insel Sanct Helena gebracht. Am 16. Oktober 1815, zwei
Jahre nach der großen Schlacht bei Leipzig, landete er daselbst, um
von da nie mehr lebendig zurückzukehren. Europa hatte nun wieder
Frieden, und Deutschland konnte frei aufathmen nach Jahren schwerer
Trübsal und tiefer Erniedrigung, und mit dem befreiten Volke Israel
singen, was Jes. 14, 3 — 7. geschrieben steht: „Nun ruhet doch alle
Welt und ist stille und jauchzet fröhlich."
205. Oberlin.
Ein leuchtendes Beispiel der thätigen, echten Gottes - und
Menschenliebe ist der bekannte Pfarrer Oberlin im Steinthal, in
der Nähe von Straßburg, geboren den 31. August 1740, gestorben
den 28. Mai 1826.
Das Steinthal liegt in den Vogesen im Elsaß, und durch eine
tiefe Schlucht auf der einen, durch Felsen auf den übrigen Seiten
ganz wie abgeschnitten. Fahrwege aus dem Thale gab es früher gar
nicht, und für die Fußgänger dienten Schuttsteine bald in, bald neben
dem Bette eines reißenden Gießbachs. Natürlich fand unter solchen
Umständen fast gar kein Verkehr der Bewohner dieses Thals mit der
Außenwelt statt. Versunken in Armut, Unwissenheit und jegliche
Rohheit, lebten sie fast wie Wilde auf einer unbesuchteu Insel. Da
führte die Vorsehung diesen Leuten zwei vortreffliche Geistliche zu,
denen es unter dem Segen Gottes durch ihre christliche Weisheit,
frommen Eifer und zweckmäßige, unermüdete Thätigkeit gelang, dieses
wüste Steinfeld in einen Garten Gottes zu verwandeln.
Der erste, der im Jahr 1750 sein Amt antrat, hieß Stüber.
Allein nach sechsjähriger, gesegneter Wirksamkeit wurde er an eine