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1. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 450

1860 - Stuttgart : Hallberger
450 gesegnei, auf Gemüther zu wirken. Aufs verstljndigste und treueste wartete er dabei der anderen Seite seines Berufs^ die ihm Anver- trauten aus ihrer leiblichen Versunkenheit zu rettee Merkwürdig ists jedoch, gerade hier, wobei doch der gute Wille des Pfarrers am . leichtesten hätte anerkannt werden sollen, fand er anfangs den hart- näckigsten Widerstand. Die Steinthaler nahmen es ihrem Pfarrer höchlich übel, wenn er ihr häusliches Elend, ihre Unreinlichkeit, ihre Trägheit, ihre Ungeschicklichkeit beim rechten Namen nannte; seine guten Vorschläge hießen Neuerungen und unnöthige Kritteleien. Einer seiner ersten Plane war, Verbindungswege zwischen dem Steinthal und den benachbarten Städten Straßburg rc. zu öffnen. Denn da die Bewohner -weder Absatz für ihre Erzeugnisse finden, noch selbst die nöthigen Ackerbauwerkzenge sich verschaffen konnten, so be- gnügten sie sich mit dem dürftigsten Unterhalt und hatten für allge- meine Zwecke nie etwas übrig. Oberlin versammelte seine Pfarrkinder und schlug ihnen vor, einen Verbindungsweg zu der nach Straßburg führenden Heerstraße zu bauen. Zu diesem Zweck mußten Felsen ge- 1 sprengt, ein fester Dammweg längs des Bergstroms angelegt und eine Brücke gebaut werden. Die Bauern hielten diesen Vorschlag für ganz unausführbar, aber des Pfarrers Worte wirkten so mächtig, daß sie endlich ihren Widerstand aufgaben und die schwere Arbeit begannen, bei welcher er ihr Anführer und thätiger Helfer war. Wohlthätige Freunde in Straßburg unterstützten ihn, und im Jahr 1770 war die Brücke über den Bergstrom gebaut, und die Verbin- dung mit Straßbnrg eröffnet. Sein nächstes Werk war die Anlegung von fahrbaren Straßen zwischen den Ortschaften seines Kirchspiels. Hatte er am Sonntag mit dem Ernst und der Wärme, die seine Seele erfüllten, seine Pfarrkinder belehrt und erbaut, so sah man ihn un- bedenklich am Montag mit der Hacke auf der Schulter an der Spitze von zwei hundert Arbeitern zum Straßenbau hinausziehen. Denn es galt hier ein Beispiel zu geben. Von seinen Einkünften, die sich nur auf 500 Gulden jährlich beliefen, verwendete er noch einen Theil auf die Ausführung seiner Plane. Auch legte Oberlin jetzt einen Vor- rath von den nöthigen Werkzeugen an, die bisher mit Zeitverlust von Straßbnrg hergeholt worden waren, und gab den Käufern einen billigen Credit; ja, er gründete mit seinen geringen Mäeln eine Leih- anstalt, wo Jeder, der pünktliche Rückzahlung versprach und einhielt, kleine Darlehen zur* Anschaffung der. dringenden Bedürfnisse erhielt. Mehrere der fähigsten jungen Leute schickte Oberlin nach Straßbnrg,
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